Nur knapp hinter der Autobahn Athen-Thessaloniki zieht ein Geruch von verfaulten Eiern durch die Baumwipfel. Die Region ist durch die Schlacht bei den Thermopylen zwischen Griechen und Persern bekannt, und auch die heißen Schwefelquellen haben sich längst zu einer Attraktion entwickelt.
Von Redakteur Dietmar Thelen
Thermopylen – Rund 15 km östlich der Hauptstraße von der Stadt Lamia entfernt, macht der Wegweiser auf der Autobahn auf das Gebiet der Thermopylen aufmerksam. Einst soll Hephaistos, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, hier die Göttin Athena gebeten haben die zwei heißen Quellen zu erschaffen, die mit Schwefel angereichert als heilend gelten. Sogar Herkules soll hier gebadet haben, um wieder zu Kräften zu kommen.
Aus dem Berg drückt sich das rund 40 Grad warme, schwach radioaktive Thermalwasser durch einen künstlich angelegten Wasserfall zunächst in ein Becken, welches frei zugänglich bereits seit 1935 als Hydrotherapiemöglichkeit genutzt wird (N38.79487°, E22.52746°).
Die Thermopylen selbst waren eine Engstelle zwischen dem Meer und dem Kallidromosgebirge in Mittelgriechenland. In der Antike zeichnete sich das Gebiet mit einem hohen strategischen Wert aus, denn es stellte den einzigen Weg von der Küste am Malischen Gold nach Innergriechenland dar. Mittlerweile ist der Durchgang versandet und misst mehrere Kilometer, von dem Herodot berichtet, dass er zu seiner Zeit nur gut 15 Meter breit war und an den engsten Stellen nur ein Wagen hindurch passte. Benannt nach den heißen Quellen, die in der Mythologie immer wieder genannt werden, fand hier zudem die Schlacht zwischen Griechen und Persern im Jahre 480 vor Christus statt. Doch auch im weiteren geschichtlichen Verlauf kam es hier zu Auseinandersetzungen, so kämpfte Kallipos hier 279 vor Christus mit 24.000 Mann gegen die Galater, 191 vor Christus schlugen die Römer unter Manius Acilius Glabrio und dem älteren Cato den Seleukiden Antiochos III und ebenfalls König Alarich I. führte die Westgoten 395 durch die Thermopylen in das Landesinnere.
Heute erinnert direkt an der Straße ein Denkmal, welches als Grab des Leonidas benannt ist, und ein Hügel, unter dem die Spartaner begraben sein sollen, an die Vergangenheit. Da Leonidas hier jedoch nicht begraben wurde, handelt es sich vielmehr um eine Siegesstele auf der geschrieben steht: „Ὦ ξεῖν’, ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις ὅτι τῇδε κείμεθα, τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι“ – „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“
Lange herrschte Ruhe in dem Gebiet, bis am 24. und 25. April 1941 erneut Blut floss, als Truppen des britischen Commonwealth und der deutschen Wehrmacht aufeinandertrafen. Schlachten, die jedoch alle nicht den zweifelhaften Ruhm jener erlangten, die an 480 vor Christus erinnert, als das persische Heer unter König Xerxes I. wesentlich größer war als das griechische und die Perser den Durchbruch erzwangen. Nachdem Leonidas gefallen war, fanden die verbliebenen Spartiaten und Thespier ebenfalls den Tod, die Thebaner ergaben sich. Herodot berichtet, dass 20.000 persische Soldaten und rund 4.000 Griechen fielen. In der modernen Zeit relativierten Forscher die sehr hohe Zahl der gefallenen Perser. Sicher ist jedoch, dass Xerxes I. nach seinem Sieg ungehindert nach Athen marschieren konnte – um dort auf eine leere Stadt zu treffen, die auf Antrag des Themistokles zwischenzeitlich evakuiert worden war. Doch diese Schlacht begründete den späteren Ruhm Spartas, von dem heute noch in Erzählungen zu lesen ist. (dt)