Griechenland, das Land der antiken Geschichte, hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Infrastrukturprojekt vollendet, das die Mobilität des Landes nachhaltig verändert hat: die Autobahn Patras-Athen-Thessaloniki-Evzoni, kurz PATHE (griechisch: ΠΑΘΕ).
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Aktuell – Diese wichtige Verkehrsader verbindet die größten Städte Griechenlands sowie zahlreiche weitere Regionen und stellt auf einer Gesamtlänge von rund 730 Kilometern die Hauptverbindung auf dem griechischen Festland dar. Mit ihrem Verlauf von der Hafenstadt Patras im Süden bis zum Grenzübergang Evzoni im Norden stellt sie die wichtigste Lebensader des Landes dar.
Die PATHE setzt sich aus zwei Hauptautobahnen zusammen: der Autobahn 1 (A1), die Athen, Thessaloniki und Evzoni verbindet, und der Autobahn 8 (A8), die Patras mit Korinth und Athen verknüpft. Die Autobahn führt durch 11 Präfekturen, verbindet 14 Städte und passiert 9 Häfen sowie 6 Flughäfen, was ihre immense Bedeutung für die griechische Infrastruktur unterstreicht.
Von der Hafenstadt Patras auf dem Nord-Peloponnes ausgehend, führt die A8 über den berühmten Isthmus von Korinth bis zur griechischen Hauptstadt Athen. Von dort übernimmt die A1 den Verkehr und verläuft weiter in Richtung Norden durch die Ebenen Thessaliens, vorbei an historischen Stätten wie Thermopylen und dem imposanten Tempe-Tal, bis sie die Stadt Thessaloniki erreicht. Thessaloniki selbst ist durch einen Zubringer an die PATHE angeschlossen, ein Abschnitt, der mittlerweile Teil der Autobahn 2 (A2), auch bekannt als Egnatia Odos, ist. Schließlich endet die Autobahn nahe dem Dorf Evzoni, an der griechisch-nordmazedonischen Grenze.
Der Bau dieser modernen Autobahn war ein ehrgeiziges und technisch anspruchsvolles Projekt. Die gesamte Strecke besteht aus zwei separaten Fahrbahnen, die durch eine Betonschutzwand voneinander getrennt sind. Auf den meisten Abschnitten stehen pro Richtung zwei bis drei Fahrspuren sowie ein Seitenstreifen zur Verfügung. Die Autobahn ist für ihre zahlreichen Tunnel und Brücken bekannt. Insbesondere der Bau des Tempe-Tals erforderte ingenieurtechnische Höchstleistungen. Auf den noch zu bauenden Abschnitten mussten insgesamt 23 Kilometer Tunnel und mehrere große Brücken errichtet werden, um das anspruchsvolle Gelände zu überwinden.
Auch der Ausbau entlang der Nordküste des Peloponnes, besonders der Abschnitt Korinth-Rio, sowie die Strecke Thermopylen-Lamia-Raches entlang des malischen Golfs stellten große Herausforderungen dar. Trotz zahlreicher Hürden wurden diese Bauvorhaben plangemäß abgeschlossen, wobei die Arbeiten im Jahr 2012 offiziell beendet wurden. Die Finanzierung des Projekts erfolgte durch den griechischen Staat und EU-Ressourcen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Besondere Aufmerksamkeit galt dem nördlichen Abschnitt von Thessaloniki in Richtung Evzoni. Der Abschnitt vom Autobahnkreuz Axios bis zur Anschlussstelle Polykastro wurde zunächst als zweispurige Fahrbahn mit Gegenverkehr realisiert, jedoch später zu einer modernen Autobahn mit zwei getrennten Richtungsfahrbahnen mit jeweils zwei Fahrstreifen und einem Standstreifen ausgebaut. Der letzte Abschnitt von Polykastro bis Evzoni erfüllt ebenfalls diese hohen Sicherheitsstandards und sorgt für eine reibungslose Verbindung zum benachbarten Nordmazedonien.
Die PATHE-Autobahn hat für Griechenland sowohl national als auch international eine strategische Bedeutung. Als Hauptverkehrsachse verbindet sie die beiden größten Wirtschaftszentren des Landes, Athen und Thessaloniki, und verknüpft darüber hinaus den Hafen von Piräus, den größten Hafen Griechenlands, mit den nördlichen Ländern des Balkans. Dies macht die PATHE zu einer unverzichtbaren Route für den internationalen Handel.
Zudem hat die Autobahn einen erheblichen Einfluss auf den Tourismus. Sie bietet Reisenden eine schnelle und komfortable Verbindung zu vielen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes, darunter antike Stätten, Küstenregionen und Städte, die für ihren kulturellen Reichtum bekannt sind. Gleichzeitig erleichtert sie den Zugang zu weniger erschlossenen Regionen und trägt damit zur Entwicklung des Inlandstourismus bei.
Langfristig plant Griechenland die PATHE weiter zu modernisieren und an den wachsenden Verkehr anzupassen. Insbesondere die Entwicklung von Elektroladestationen und intelligenten Verkehrssystemen soll in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben werden, um die Autobahn nachhaltiger und effizienter zu gestalten. (sk)