In den dichten Wäldern am Fuße des Berges Profitis Ilias, etwa 40 Kilometer von der Stadt Rhodos entfernt, liegt das malerische Dorf Eleousa. Dieses kleine Dorf, eingebettet in eine Landschaft aus Platanen und Pinien, erzählt Geschichten von kolonialer Vergangenheit, architektonischer Einzigartigkeit und natürlicher Schönheit.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Geschichte/Reisen – Die Ursprünge von Eleousa reichen zurück in die Zeit der italienischen Besatzung. Zwischen 1935 und 1936 errichteten die Italiener unter dem Namen Campochiaro ein Musterdorf für Forstarbeiter, die hauptsächlich aus Südtirol stammten. Ihr Auftrag war es, den damals kargen Profitis Ilias wieder aufzuforsten. Der Architekt Armando Bernabiti entwarf das Dorf mit einem zentralen rechteckigen Platz, um den sich Wohnhäuser mit eigenen Gärten gruppierten. An den kurzen Seiten des Platzes standen eine katholische Kirche und ein Verwaltungsgebäude, während die langen Seiten von Gebäuden mit Kino, Schule, Gesundheitszentrum und Geschäften gesäumt wurden. Ein eigens errichtetes Wasserkraftwerk versorgte das Dorf mit Elektrizität.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 verließen viele Siedler Campochiaro, insbesondere nachdem britische Streitkräfte die Insel unter Beschuss genommen hatten. 1943 übernahmen deutsche Truppen die Kontrolle, und die letzten italienischen Bewohner verließen das Dorf. Nach dem Anschluss des Dodekanes an Griechenland im Jahr 1947 wurde das inzwischen verlassene Dorf in Eleousa umbenannt, und die katholische Kirche wurde in eine orthodoxe Kirche umgewandelt.
Von 1947 bis 1970 beherbergte Eleousa das Sanatorium Agia Eleousa, das größte Krankenhaus für Tuberkulosepatienten auf dem Dodekanes. Bei seiner Eröffnung bot es Platz für 80 Patienten, betreut von 54 Angestellten. Obwohl das Klima des Ortes nicht ideal für die Genesung war, erleichterte die abgelegene Lage die Aufrechterhaltung einer Quarantäne. Heute stehen viele der Gebäude rund um den zentralen Platz leer und verfallen zusehends. Einige Häuser unterhalb des Platzes sind jedoch wieder bewohnt, und es gibt mehrere bewirtschaftete Tavernen, die Besucher mit lokalen Spezialitäten verwöhnen.
Besonders bemerkenswert ist ein 30 Meter durchmessendes Wasserbecken, das einst Teil des Wasserkraftwerks war. Mit Unterstützung der Europäischen Union wurde es restauriert und dient nun als Schutzgebiet für den vom Aussterben bedrohten Ghizani-Fisch, eine endemische Art der Karpfenfische auf Rhodos. In der Nähe von Eleousa, eingebettet in einen dichten Pinienwald, steht die byzantinische Kirche Agios Nikolaos Foundoukli aus dem 15. Jahrhundert. Der Legende nach wurde sie von einem hohen Beamten errichtet, der seine drei Kinder durch eine Seuche verlor. Die gut erhaltenen Fresken im Inneren zeigen unter anderem die Familie des Stifters und zeugen von der tiefen Trauer und Hoffnung jener Zeit. (jk)

