Alkmene: Die Mutter des Helden Herakles und ihre Spuren in Mythos und Kunst

Alkmene, deren Name aus dem Griechischen übersetzt „die Starke“ bedeutet, ist eine bedeutende Figur der griechischen Mythologie. Sie ist nicht nur die Mutter des berühmten Herakles, sondern auch selbst eine Heldin, die in zahlreichen antiken Geschichten und Kunstwerken verewigt wurde. Bereits Hesiod, einer der ältesten griechischen Dichter, beschreibt sie als Frau von außergewöhnlicher Schönheit und Weisheit.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Götter & Gelehrte – Alkmene wird oft als Tochter des mykenischen Königs Elektryon und damit als direkte Nachfahrin des großen Helden Perseus dargestellt. Schon in jungen Jahren verband ihr Leben Schicksalsschläge und die Nähe zu großen Herrschern. Nach dem Tod ihres Vaters musste sie gemeinsam mit ihrer Geliebten Amphitryon ins Exil gehen, nachdem er ihren Vater versehentlich getötet hatte. Erst in Theben fand sie Zuflucht, wo Amphitryon von König Kreon reingewaschen wurde.

Die griechischen Weisen erzählen außerdem, dass Zeus, der oberste Gott des Olymp, in der Gestalt von Amphitryon Alkmene aufsuchte und in jenen langen, durch die Macht des Zeus gedehnten Nacht Herakles zeugte. Diese dreifache Nacht ist ein berühmtes Motiv, das als „Nyx makra“ in der antiken Literatur eine große Rolle spielt. Noch am selben Abend kehrte Amphitryon zurück, und ein seltsames Alkmene erkannte erst durch den Seher Teiresias, dass Zeus in ihr Leben trat.

Die Geburt des Herakles, der als einer der mächtigsten griechischen Helden verehrt wird, brachte weitere göttliche Eingriffe mit sich. Zeus prophezeite, dass aus seiner Blutlinie ein mächtiger Herrscher hervorgehen würde. Doch seine Gattin Hera verhinderte, dass Herakles‘ Herrschaftsanspruch vorrangig wurde, indem sie die Geburt von Eurystheus, Herakles‘ späterem Widersacher, beschleunigte. Durch diese Liste wurde Eurystheus König und Herrscher über Herakles.

Im Leben des jungen Helden spielte Alkmene eine beschützende Rolle. In einer dramatischen Szene aus seiner Kindheit erschien Alkmene furchtsam, als Herakles von Schlangen angegriffen wurde – und sie sah mit Ehrfurcht, wie der kleine Herakles die Tiere besiegte. Diese Episode prägte die Darstellung von Alkmene und Herakles in zahlreichen künstlerischen Darstellungen, die oft den kleinen Herakles in den Armen seiner Mutter zeigen.

Alkmene wurde von griechischen und später auch römischen Künstlern häufig dargestellt. Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. findet sich ihr Bild auf der Lade des Kypselos, einem prächtigen Kasten, der im Tempel der Hera in Olympia als Weihgabe aufbewahrt wurde. In diesen Kunstwerken wurde besonders Zeus‘ Annäherung an Alkmene als symbolischer Moment festgehalten, oft mit dem Geschenk eines goldenen Halsbands.

Auch die Malerei und Vasenmalerei des 5. Jahrhunderts v. Chr. griffen Alkmenes Geschichte auf. So findet man auf einem Krater des berühmten Berliner Malers eine Darstellung, die den jungen Herakles und den von Schlangen bedrohten Iphikles zeigt. Alkmene tritt in die Szene ein, stets mit beschützender Geste dargestellt.

Im Theater fand Alkmene ebenfalls Eingang. Tragödien, wie sie von Euripides, Ion oder dem Komiker Plato Comicus verfasst wurden, erzählten von ihrer unfreiwilligen Untreue und der Bestrafung durch Amphitryon, der jedoch durch Zeus selbst auf ihre Unschuld hingewiesen wurde.

Nach dem Tod von Herakles erfuhr Alkmene viel Leid. Gemeinsam mit ihren Enkeln, den Herakleiden, wurde sie vertrieben und fand erst bei König Demophon in Athen Schutz. Ihr Tod soll im hohen Alter in Theben eingetreten sein, doch die Mythen berichten, dass sie von Hermes zur Insel der Seligen gebracht wurde, um mit ihrem zweiten Gemahl, dem Zeussohn Rhadamanthys, vereint zu werden. (sd)

Foto: Hellas-Bote