Die Bildungssituation der Schüler in der Ukraine hat nach fast 2 Jahren Krieg laut den SOS-Kinderdörfern massiv Schaden genommen: Zwei von drei Schülern haben keine Möglichkeit, regelmäßig vor Ort zur Schule zu gehen.
Ukraine/Magazin – 365 Bildungseinrichtungen sind komplett zerstört und über 3790 beschädigt worden. 57 Prozent der ukrainischen Lehrer berichten, dass die Sprachkenntnisse der Schüler in Ukrainisch nachgelassen haben. 45 Prozent sagen, dass auch die mathematischen Fähigkeiten schlechter geworden sind.
Serhii Lukashov, Leiter der Hilfsorganisation in der Ukraine, sagt: „Tag für Tag diktiert der Krieg die Bildungssituation der Kinder aufs Brutalste: Luftalarm, Angriffe und Stromausfälle gehören zu ihrem Alltag. Sie führen zu erzwungenen Unterrichtspausen, einem Absinken des Bildungsstandards und zur Verstärkung der Ungleichheit. Insbesondere in den Regionen entlang der Front haben viele Schüler keine Chance, den Unterricht zu besuchen. Zahlreiche brechen ihre Bildung komplett ab.“
Selbst intakte Schulgebäude könnten häufig nicht genutzt werden, da sie keine Luftschutzbunker haben. Lukashov sagt: „In der Stadt Charkiv zum Beispiel ist die Front so nah, dass den Schülern bei einem Luftangriff nur wenige Minuten bleiben, um sich in Sicherheit zu bringen. Wenn kein Bunker in der Nähe ist, kann der Unterricht nicht stattfinden.“ Die Hälfte aller Schulgebäude in Charkiv sei bereits zerstört oder beschädigt worden.
Dank der Erfahrungen aus der Corona-Zeit sei es landesweit zwar gelungen, relativ schnell auf den Online-Unterricht umzustellen, aber bei Stromausfall fällt auch diese Option weg. Und nicht alle Schüler verfügen über Computer, die meisten nehmen mit Hilfe des Smartphones teil. „Das kann den regulären Unterricht nicht ersetzen, es leidet nicht nur die Qualität, sondern es fehlen auch die sozialen Kontakte. Gerade in diesen schlimmen Zeiten ist es für die Kinder wichtig, Freunde zu treffen, sich auszutauschen, eine gesunde Routine zu leben. Schulen spielen eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit der Kinder. Fallen diese Orte weg, ist das gravierend“, sagt Lukashov.
Laut SOS-Kinderdörfer ist es jetzt wichtig, so schnell es geht eine sichere Infrastruktur aufzubauen, die den Kindern den Schulbesuch wieder verlässlich ermöglicht. Unter anderem hat die Hilfsorganisation in der Stadt Izium, Region Charkiv, wo nach Schätzungen 80 Prozent aller Gebäude zerstört sind, eine komplette Schule im Keller eingerichtet. Die Hilfsorganisation unterstützt außerdem mit Zusatzunterricht und Equipment für den Online-Unterricht. (opm)