Feuerinferno auf Chios – Inselbewohner und Geflüchtete in Sicherheit gebracht

Auf der griechischen Ägäisinsel Chios herrscht Ausnahmezustand: Verheerende Waldbrände haben große Teile des hügeligen Hinterlands erfasst und führten zur Evakuierung zahlreicher Gemeinden. Der starke Wind und die trockene Vegetation treiben die Flammen weiter voran – ein Ende ist bislang nicht in Sicht.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Aktuell – Bereits am Sonntagmorgen schlugen die ersten Flammen nördlich der Inselhauptstadt aus dem Boden. Wenig später meldeten Anwohner weitere Brandherde – gleich an drei voneinander entfernten Orten. Die Behörden schließen daher Brandstiftung nicht aus. Spezialisierte Ermittler der Feuerwehr und Polizei untersuchen die Vorfälle.

Um dem Feuer Herr zu werden, wurden landesweit Feuerwehrkräfte zusammengezogen. Unterstützt wird der Einsatz durch elf Löschflugzeuge und Helikopter. Wegen der dichten Rauchwolken und der schnellen Ausbreitung mussten bislang 16 Ortschaften geräumt werden. Darunter auch ein großes Erstaufnahmezentrum für Geflüchtete. Nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums wurden 629 Menschen in Sicherheit gebracht und in einer Sporthalle untergebracht.

Chios ist nach Lesbos die fünftgrößte Insel Griechenlands und bekannt für ihre Mastix-Bäume, die weltweit einzigartig sind und Harz für medizinische und kosmetische Produkte liefern. Der Süden der Insel ist besonders für den Mastix-Anbau berühmt – dort lagern Millionenwerte auf den Feldern, die nun von den Bränden bedroht sind. Auch die vielfältige Tierwelt der Insel, darunter seltene Vogelarten und Schildkröten, ist durch die Flammen in Gefahr. Der Schaden für die Ökologie ist noch nicht abschätzbar.

„Wir hörten plötzlich Sirenen und sahen dichte Rauchwolken auf uns zukommen. Es blieb kaum Zeit, persönliche Dinge zu packen“, berichtet Eleni, eine Bewohnerin. Viele Inselbewohner sind vorübergehend bei Verwandten oder in Notunterkünften untergebracht.

Chios zieht im Sommer Tausende Touristen an – vor allem wegen seiner historischen Dörfer, traumhaften Buchten und der Nähe zur türkischen Küste. Reiseveranstalter beobachten die Lage genau. Auch deutsche Urlauber sind auf der Insel, bislang gibt es jedoch keine Berichte über Verletzte oder Gefährdungen ausländischer Gäste. Wie lange die Brände noch wüten, hängt vor allem vom Wetter ab. Meteorologen warnen vor weiteren starken Winden in den nächsten 48 Stunden. Die Feuerwehr hofft, bis dahin zumindest die größten Brandherde eingrenzen zu können. (mv)

Foto: fhpicture/Pixabay