Die griechische Hauptstadt Athen steht vor einer der schwersten Wasserkrisen der letzten Jahrzehnte. Laut Angaben der Athener Wasserbehörde (EYDAP) haben die Stauseen, die rund 3,8 Millionen Einwohner versorgen, derzeit den niedrigsten Füllstand seit über zehn Jahren erreicht.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Aktuell – Experten führen die Situation auf die Folgen des Klimawandels zurück: Regenfälle bleiben aus, die Winter sind milder, und die Grundwasserspiegel sinken kontinuierlich. Die Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis reagiert nun mit einem umfangreichen Infrastrukturprogramm, das langfristig die Versorgung sichern soll.
Im Zentrum der Maßnahmen steht das Großprojekt „Eurytos“. Dabei soll Wasser aus den Flüssen Krikelliotis und Karpenisiotis über zwei Tunnel in das städtische Trinkwassersystem geleitet werden. Nach Angaben des Umweltministeriums sollen so jährlich rund 200 Millionen Kubikmeter Wasser in die Metropolregion fließen. Die Fertigstellung ist für das erste Halbjahr 2029 geplant. „Hoffnung allein ist keine Strategie“, betonte Mitsotakis und unterstrich die Dringlichkeit konsequenter Maßnahmen, um die Wasserversorgung der Millionenstadt langfristig zu sichern.
Parallel zum „Eurytos“-Projekt werden kurzfristige Initiativen umgesetzt, um die akute Knappheit abzufedern. Dazu zählt die Aktivierung bestehender Brunnen in Mavrosouvala, Oungri und Kifisos, die zusammen rund 150 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr liefern können. Ergänzend werden Pumpstationen instand gesetzt und 17 Grundwasserbrunnen wieder in Betrieb genommen. Zudem sind drei Entsalzungsanlagen in Thiva, Nea Peramo und Lavrio als Notfalllösung vorgesehen. Diese könnten bis zu 35 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr bereitstellen, sind jedoch deutlich teurer als die Nutzung natürlicher Wasserressourcen.
Das Gesamtpaket der griechischen Regierung umfasst Investitionen von 2,5 Milliarden Euro in sieben strategische Aktionsbereiche. Neben dem Ausbau der Wasserversorgung in Athen sollen über 50 Prozent der griechischen Bevölkerung langfristig von der Offensive profitieren. Derzeit laufen auf den Inseln 151 Wasser- und Abwasserprojekte mit einem Volumen von mehr als 320 Millionen Euro. Dazu gehören Entsalzungsanlagen auf Kastellorizo und Amorgos sowie die Anlage „Chrysiida“ auf Korfu.
Zusätzlich zur Infrastruktur setzt die Regierung auf institutionelle Reformen. Der Rechtsrahmen für EYDAP und die Thessaloniki Water Company (EYATH) wird modernisiert, während 110 dezentrale Wasserbetriebe konsolidiert werden sollen. Ziel ist es, die Effizienz zu steigern und Fachkräfte durch flexiblere Arbeits- und Gehaltsmodelle zu gewinnen. Laut Umwelt- und Energieminister Stavros Papastavrou soll das Paket die Wasserversorgung trotz anhaltender Klimaveränderungen und sinkender Grundwasserspiegel langfristig sichern.
Die Maßnahmen zeigen die Dimension der Herausforderung: Angesichts der steigenden Temperaturen, wechselnder Niederschläge und der wachsenden Nachfrage der Bevölkerung ist Athen gezwungen, nicht nur kurzfristig zu reagieren, sondern mit Mega-Infrastrukturprojekten und langfristigen Reformen eine nachhaltige Wasserstrategie umzusetzen. (mv)

