Wenn Helios tanzt – Sonnenwende in Griechenland zwischen Mythos und Magie

Während die goldene Sonne über den Ägäis-Horizont steigt und ihre wärmenden Strahlen das blaue Mosaik der Inseln küssen, versammeln sich Menschen in ganz Griechenland, um die Sonnenwende zu feiern – ein uraltes Ritual, das bis tief in die mythologische Vergangenheit des Landes reicht.
Von HB-Redakteurin Maria Papadaki

Aktuell – Die Sommersonnenwende, der längste Tag des Jahres, war für die antiken Griechen weit mehr als ein astronomisches Ereignis. In diesem Jahr fällt sie in Griechenland auf Samstag, 21. Juni 2025, um 05:41 Uhr (Osteuropäische Zeit). Es war der Moment, an dem Helios, der Sonnengott, seine größte Macht offenbarte. In goldener Pracht fuhr er mit seinem Wagen über den Zenit des Himmels, seine flammende Krone spiegelte sich auf Marmor, Meer und Myrte.

In Delphi, einst das spirituelle Herz des antiken Griechenlands, erwachte die alte Weissagungstradition zu neuem Leben. Bei Sonnenaufgang versammelten sich hunderte Besucher, um der aufgehenden Sonne über dem Tempel des Apollon zu huldigen – jenem Gott, der mit Licht, Musik und Weissagung verbunden ist.

Auf den Inseln der Kykladen loderten in der Nacht zuvor Feuer – eine Tradition, die auf den antiken Kult des „Pyrphoros“ zurückgeht, der Feuerträger. Junge Paare sprangen Hand in Hand über die Flammen, ein Brauch, der Glück und Fruchtbarkeit bringen soll. „Es ist, als ob wir die Götter direkt um ihren Segen bitten“, erklärt ein Einheimischer auf Naxos, der Insel des Dionysos.

Auch in modernen Städten wie Athen lebt der Zauber der Sonnenwende fort – jedoch oft als Mischung aus Street Art, Musikfestivals und Performancekunst. In Exarchia etwa bemalen Künstler das Pflaster mit Sonnensymbolen, begleitet von Poesie-Performances, die antike Hymnen an Helios und Gaia neu interpretieren.

Die Sonnenwende markiert nicht nur den höchsten Stand der Sonne, sondern auch einen spirituellen Wendepunkt. In der Mythologie beginnt nun der Rückzug des Lichts – ein Thema, das in vielen Tragödien und Mysterienkulten Griechenlands anklingt. Doch bis dahin tanzt Griechenland – zwischen Feuer und Meer, zwischen Antike und Jetztzeit – mit der Sonne. (mp)

Foto: Hellas-Bote

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