Die heiligen Petrus und Paulus – Säulen des Glaubens und des kirchlichen Lebens

Mit ehrfürchtigem Glockenläuten und festlicher Liturgie gedenkt die griechisch-orthodoxe Kirche jedes Jahr am 29. Juni (nach dem julianischen Kalender am 12. Juli) zweier ihrer größten Heiligen: Petrus und Paulus.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Götter & Gelehrte – Dieses Fest, das auf die Überführung ihrer Reliquien in die Katakomben der Via Appia zurückgeht, ehrt zwei Männer, deren Leben, Wirken und Martyrium die Grundfesten des Christentums geformt haben. Doch wer waren diese beiden Apostelfürsten, deren Namen die Jahrhunderte überstrahlen?

Die Apostel Petrus und Paulus: Von Fischern und Zelten zu Menschenfischern und Missionaren
Simon Petrus, ein einfacher Fischer aus Galiläa, wurde von Jesus selbst als der „Fels“ bezeichnet, auf dem die Kirche gebaut werden sollte. Seine Reise von einem impulsiven und oft zweifelnden Schüler zu einem führenden Apostel und ersten Bischof von Rom ist eine Geschichte von Hingabe, Umkehr und der Gnade Gottes. Petrus‘ unerschütterlicher Glaube fand seinen Höhepunkt in seiner Kreuzigung in Rom – laut Überlieferung mit dem Kopf nach unten, aus Demut gegenüber Christus.

Paulus, ursprünglich Saulus von Tarsus, ein hochgebildeter Pharisäer und glühender Verfolger der frühen Christen, erlebte auf dem Weg nach Damaskus eine radikale Rückkehr. Er wurde zu einem der eifrigsten Missionare des Christentums, der das Evangelium weit über die Grenzen Judäas hinaus trug. Mit seinen Briefen legte Paulus nicht nur das Fundament der christlichen Theologie, sondern auch das Verständnis für eine universale Kirche fest.

Die Verehrung von Petrus und Paulus geht weit über den Märtyrertod hinaus. Die griechisch-orthodoxe Kirche betrachtet sie als gleichrangige Säulen der Kirche, als „Apostelfürsten“, die unterschiedliche, aber sich ergänzende Rollen in der Verbreitung des Glaubens spielen. Während Petrus oft als Symbol für die Kontinuität und Stabilität der Kirche gesehen wird, steht Paulus für Dynamik und missionarischen Eifer.

Die Feierlichkeiten des Apostelfestes, das die orthodoxe Kirche vom katholischen Ritus übernommen hat, beinhalten festliche Liturgien, Prozessionen und eine besondere Betonung der Einheit der Kirche. Eine Woche nach Pfingsten beginnt das sogenannte „Apostelfasten“ , das als geistliche Vorbereitung auf das Hochfest dient. Es erinnert daran, dass die Nachfolge Christi Verzicht und Hingabe erforderte, wie sie von Petrus und Paulus vorgelebt wurden.

Die Heiligen Petrus und Paulus sind mehr als bloße historische Gestalten – sie sind lebendige Symbole der christlichen Gemeinschaft. Ihr Gedenktag wird in vielen Regionen mit einzigartigen Bräuchen gefeiert. In Rom erstrahlt die Engelsburg mit dem Feuerwerk „La Girandola“, das die Gläubigen an die Ewigkeit des göttlichen Lichts erinnert. In Österreich und Bayern entzündet man das traditionelle Peterlfeuer , während in Griechenland Ikonenprozessionen und Gebete die tiefverwurzelte Frömmigkeit der Gläubigen widerspiegeln.

Selbst das bäuerliche Brauchtum greift die Bedeutung dieses Festes auf: „Peter und Paul hängen einem die Kirschen ins Maul.“ Während diese alte Wetterregel den Sommerbeginn markiert, erinnert sie sich auch daran, dass Petrus und Paulus in ihrer unermüdlichen Arbeit die geistlichen Früchte des Glaubens ernteten – Früchte, die bis heute in der christlichen Gemeinschaft wachsen.

Das Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus am 29. Juni (Namenstag von Pavlos und Petros) ist nicht nur ein Tag der Verehrung, sondern auch ein Aufruf zur Einheit. Die griechisch-orthodoxe Kirche erinnert mit ihren Feierlichkeiten daran, dass der Glaube, den Petrus und Paulus in unterschiedlichen Wegen verkörperten, eine Brücke zwischen den Kulturen und Kirchen ist. Ihre Botschaft ist zeitlos: Treue, Mut und Hingabe sind die Eckpfeiler eines Lebens im Dienst Gottes.

Möge das Fest der Apostelfürsten uns alle inspirieren, selbst zu Botschaftern des Friedens und der Einheit zu werden – in einer Welt, die diese Botschaften mehr denn je braucht. (jk)

Foto: Hellas-Bote

 

 

 

 

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