Zwischen Kohle, Kultur und Kosmos – Bochum im Wandel der Zeiten

Bochum – einst das Herz der deutschen Montanindustrie, heute ein lebendiges Zentrum für Kultur, Wissenschaft und urbanes Lebensgefühl. Die Stadt im Ruhrgebiet hat sich von einer rußgeschwärzten Industriemetropole zu einem Ort des Wandels und der Vielfalt entwickelt.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker

Weltweit – Im 19. Jahrhundert verwandelte sich Bochum durch den Aufstieg von Kohle und Stahl von einer kleinen Ackerbaustadt mit weniger als 5.000 Einwohnern in eine pulsierende Großstadt. Der Bergbau prägte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das soziale Gefüge der Stadt. Mit dem Niedergang der Zechen in den 1950er-Jahren begann jedoch ein tiefgreifender Strukturwandel, der Bochum vor neue Herausforderungen stellte.

Foto: Hellas-Bote

Bochum bietet eine beeindruckende Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, die die industrielle Vergangenheit, die kulturelle Gegenwart und den innovativen Geist der Stadt widerspiegeln. 

Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Als weltweit bedeutendstes Museum seiner Art ist das Deutsche Bergbau-Museum nicht nur ein Besuchermagnet, sondern auch ein Symbol der Stadtidentität. Mit seiner 71,4 Meter hohen Förderturm-Nachbildung, die als Aussichtsplattform dient, prägt es das Stadtbild. Unter Tage erwartet Besucher ein 2,5 Kilometer langes Anschauungsbergwerk, das realitätsnah die Arbeitswelt der Bergleute zeigt – ein eindrucksvolles Zeugnis des Ruhrgebiets als „Schatzkammer“ der Industrialisierung. Die Ausstellungen umfassen Themen wie Rohstoffgewinnung, Energiegeschichte und den gesellschaftlichen Wandel durch den Bergbau.

Schauspielhaus Bochum
Das Schauspielhaus gehört zu den renommiertesten Bühnen Deutschlands. Es wurde 1915 gegründet und hat sich seit den 1920er Jahren unter visionären Intendanten wie Saladin Schmitt oder Claus Peymann einen exzellenten Ruf erarbeitet. Heute ist es ein Ort für zeitgenössisches Theater mit internationaler Strahlkraft. Namhafte Regisseure wie Johan Simons und Schauspielgrößen wie Jürgen Holtz oder Sandra Hüller prägten das Haus. Die architektonisch markante Bauweise aus den 1950er Jahren macht es zudem zu einem architektonischen Denkmal der Nachkriegsmoderne.

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Zeiss Planetarium Bochum
Eines der technisch modernsten Planetarien Europas, das Zeiss Planetarium, lädt seit 1964 zu Reisen durch Raum und Zeit ein. In einer beeindruckenden Kuppel mit 20 Metern Durchmesser erleben Besucher nicht nur klassische Sternenshows, sondern auch musikalische Veranstaltungen und wissenschaftliche Vorträge. Die Kombination aus digitaler Fulldome-Technologie und klassischer Sternenprojektion macht es zu einem Erlebnis für Familien, Schulklassen und Wissenschaftsbegeisterte gleichermaßen.

Stadtpark Bochum und Bismarckturm
Der 1876 angelegte Stadtpark ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. Mit seiner landschaftlich gestalteten Anlage im Stil englischer Landschaftsgärten lädt er zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Besondere Highlights sind der Rosengarten, das Tiergehege sowie der traditionsreiche Bismarckturm, der 1909 eingeweiht wurde. Von seiner Plattform bietet sich ein Panoramablick über die Stadt und das Umland – ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Fotografiebegeisterte.

Bochumer Rathaus
Das Neue Rathaus, 1931 im Stil des Backsteinexpressionismus errichtet, ist ein architektonischer Ausdruck des Selbstbewusstseins der aufstrebenden Industriestadt. Besonders sehenswert sind die kupferverkleideten Portale mit mythologischen Darstellungen und der Innenhof mit dem „Goldenen Brunnen“. Das Rathaus ist nicht nur Verwaltungssitz, sondern auch Ort repräsentativer Veranstaltungen.

Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen
Etwas außerhalb im Stadtteil Dahlhausen liegt ein weiteres Juwel der Technikgeschichte: das Eisenbahnmuseum Bochum. Es zeigt auf einem rund 70.000 m² großen Gelände eine der größten Sammlungen historischer Lokomotiven und Waggons in Deutschland. Besucher können nicht nur über 120 Fahrzeuge bestaunen, sondern bei Dampfzugfahrten das Flair vergangener Epochen hautnah erleben.

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Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Die 1965 gegründete RUB war die erste Universität des Ruhrgebiets und markiert den Wandel von der Industrie- zur Wissensmetropole. Der Campus mit seiner brutalistischen Architektur ist heute Heimat für über 40.000 Studierende und zahlreiche internationale Forschungsprojekte. Der Botanische Garten der RUB zählt zu den schönsten in Deutschland und umfasst unter anderem ein großes Tropenhaus und ein asiatisches Gartenensemble.

Bochum hat es verstanden, seine industrielle Vergangenheit in eine kulturelle Identität zu transformieren. Herbert Grönemeyers Lied „Bochum“ wurde zur inoffiziellen Hymne der Stadt und spiegelt den Stolz und die emotionale Bindung der Einwohner wider.
Ein weiteres Beispiel für gelebte Kultur sind die Trinkhallen, die als soziale Treffpunkte und Mini-Märkte fungieren. Ihre Bedeutung wurde 2019 durch die Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen gewürdigt. (nb)

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