Das aus Griechenland stammende Geschicklichkeitsspielzeug Begleri erlebt derzeit eine Renaissance – nicht nur in seiner Heimat, sondern auch international. Was einst ein traditioneller Zeitvertreib mit Wurzeln in der griechischen Kultur war, hat sich zu einem beliebten Spielzeug für Fingerfertigkeit entwickelt, das Sammler und Trick-Enthusiasten gleichermaßen begeistert.
Von RS-Redakteurin Maria Vlachou
Aktuell/Kunst & Kultur – Begleri, ursprünglich abgeleitet von dem Komboloi, den griechischen „Sorgenperlen“, hat sich im Laufe der Jahre von einem einfachen, traditionellen Accessoire zu einem modernen Geschicklichkeitsgerät gewandelt. Während die Perlen des Komboloi auf einer geschlossenen Kette aufgereiht sind und oft zum Zeitvertreib oder zur Entspannung genutzt werden, ist das Begleri auf einer offenen Schnur montiert. Diese Perlen, meist symmetrisch angeordnet und mit gleichem Gewicht an beiden Enden, bestehen oft aus Metall oder Halbedelsteinen. Das schlichte, aber dennoch elegante Design erlaubt es, die Perlen durch die Finger zu drehen und spektakuläre Tricks auszuführen.
Historisch lässt sich das Begleri bis zu den 1960er Jahren zurückverfolgen, als es eng mit dem Rebetiko, dem populären griechischen Musikstil, verbunden war. Die Musiker und Zuhörer der Rebetiko-Szene nutzten das Begleri, um sich während musikalischer Pausen oder entspannter Gespräche die Zeit zu vertreiben. Es war ein Symbol für die Straßenkultur und den Alltag, ein kleiner Begleiter, der die Hände beschäftigte und zugleich die Gedanken beruhigte.
In den letzten Jahrzehnten jedoch hat das Begleri einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Es hat sich von seinen traditionellen Wurzeln entfernt und wurde in der internationalen Szene als Geschicklichkeitsspielzeug wiederentdeckt. Diese Entwicklung begann in den frühen 2010er Jahren, als sich auf Hobby-Webseiten und in Online-Foren erste Anzeichen für das steigende Interesse zeigten. Die globale Begeisterung für Geschicklichkeitsspielzeuge, angetrieben durch soziale Medien und Plattformen, förderte das Entstehen neuer Designs und Spieltechniken.
Mit der wachsenden Popularität kamen auch zahlreiche Innovationen. Neue Materialien und Designs fanden ihren Weg in die Begleri-Welt. Früher oft kunstvoll verzierte Perlen aus traditionellem Material wurden zunehmend durch schlichtere, leistungsorientierte Perlen ersetzt, die speziell auf Geschwindigkeit und Trickvariationen ausgelegt sind.
Insbesondere die Entwicklung des „langen Spiels“ führte zu einer Diversifizierung der Spielstile. Bei dieser Variante wird mit längeren Schnüren gespielt, was das Repertoire an möglichen Tricks erheblich erweitert. Das Interesse an dieser Form des Spiels spiegelt die Tendenz wider, Begleri nicht nur als Zeitvertreib, sondern als anspruchsvolles Geschicklichkeitsspielzeug wahrzunehmen.
Das Begleri hat sogar den Sprung in die Popkultur geschafft. In John M. Greens Thriller The Trusted (2013) ist die Figur Axel Schönberg fast untrennbar mit einem Set goldener Begleri verbunden, das er geschickt zwischen seinen Fingern wirbelt. Auch in der NBC-Serie Debris wurde das Begleri in Szene gesetzt: In der fünften Folge der ersten Staffel ist die Figur Anson Ash, gespielt von Scroobius Pip, mehrfach mit einem Begleri zu sehen.
Dank solcher Auftritte in Film und Fernsehen hat das Begleri zusätzlich an Popularität gewonnen. Es wird zunehmend nicht nur als Geschicklichkeitsspielzeug, sondern auch als modisches Accessoire und Ausdruck einer subkulturellen Szene wahrgenommen. (mv)