Ungestört am Meer sitzen und den Wellen in einer kleinen Taverne lauschen, gehört in dem kleinen Dorf Mochlos an der Nordküste Kretas zwischen Agios Nikolaos und Sitia einfach dazu. Zwar führt eine Straße direkt am Meer entlang, allerdings haben die Gastwirte sie kurzerhand irgendwann zu ihrer Außenfläche gemacht und so den Gästen ein kleines Paradies geschaffen.
Von Redakteurin Ebru Ataman
Mochlos/Kreta – Nicht nur Einheimische fühlen sich in dem traditionellen Dorf Mochlos wohl, denn ebenfalls rund zehn Prozent Reisende haben hier ihre Wurzeln in die Erde geschlagen. Außerhalb der Saison schrumpft die Einwohnerzahl auf rund 100 Personen. Leider wird der touristische Bereich fleißig weiter ausgebaut, doch noch ist es wirklich ein Dorf zum Verlieben.
Wem die malerische Aussicht und die faszinierende Atmosphäre nicht ausreichen, der sollte das Wasser sowie den einzigen kleinen Sandstrand im Schatten der Tavernen genießen oder sich von Tzanetos Mochlos Boat Tours für wenige Euro auf die gerade mal rund 250 Meter entfernte Insel übersetzen lassen. Ist das Boot nicht am Kai, fragen Sie einfach einen der Wirte, hier wird wirklich gerne geholfen. Rüberschwimmen ist nicht zu empfehlen, die Strömungen sind voller Kraft und selbst für geübte Schwimmer gefährlich.
Auf der Insel selbst ist festes Schuhwerk von Vorteil, denn hier gilt es die Ruinen einer minoischen Siedlung zu erforschen. Die Insel war einer der bedeutendsten Häfen sowie Umschlagplätze der minoischen Zeit – auf ihr wurden wertvolle Diademe und Golfschmuck gefunden. Erste Ausgrabungen wurden 1907 durch den amerikanischen Archäologen R. B. Seager vorgenommen, der dem Tipp eines Fischers gefolgt war. 1955 wurde eine Unterwassersuche durchgeführt, mit der bestätigt wurde, dass die Insel noch während der Bronzezeit als Halbinsel an das Festland angeschlossen war. Während bereits bei den ersten Grabungen Holzgräber und Gebäude entdeckt wurden, wurden ebenfalls 1970, 1989 und 1994 weitere Grabungen vorgenommen mit zahlreichen interessanten Fundstücken.
Sie belegten, dass die Insel bereits in der frühminoischen Zeit bewohnt war, sogar in späterer Zeit zu einem wichtigen Reise- und Handelspunkt nach Ostkreta wurde. Schiffe suchten aufgrund der hervorragenden Lage hier Schutz, der Hafen gewann immer mehr an Bedeutung – unterhielt wirtschaftliche Beziehungen bis nach Ägypten. Monumentale Gräber enthielten kunstvollen Goldschmuck, Gefäße und Siegel, die heute in den Museen von Agios Nikolaos und Heraklion ausgestellt sind.
Der Vulkanausbruch auf Thira zerstörte die Stadt, die in spätminoischer Zeit wieder aufgebaut wurde, in der folgenden Zeit verlor sie allerdings nach und nach an Größe und ihrer Stellung. Funde weisen zudem auf eine Besiedlung im 1. Jahrhundert vor Christus hin, aus dieser Zeit stammen ebenfalls die gefundenen Befestigungsbauten an der Ost- sowie Nordseite der kleinen Insel. (ea)