Kreta: Frangokastello – Wo die Seelen der Verstorbenen im Morgengrauen zurückkehren

An der Südküste Kretas gehören die Ruinen des venezianischen Kastells zu den Sehenswürdigkeiten der Mittelmeerinsel. Ursprünglich dem Heiligen Nikitas geweiht, wurde die Festung als „Frankenkastell“ bekannt.
Von Redakteurin Nadja Becker

Kreta – Zwischen den Kryoneritis-Bergen und dem Meer zieht die um 1371 erbaute venezianische Festung, das Frangokastello, täglich in der Hochsaison die Touristenbusse an. Längst sind jedoch nicht viel mehr als die Außenmauern erhalten. Ein Wappen prangt über dem Südportal, welches den Markuslöwen zeigt, das Wappen des Erbauers.

An der Südküste Kretas gehören die Ruinen des venezianischen Kastells zu den Sehenswürdigkeiten der Mittelmeerinsel. Ursprünglich dem Heiligen Nikitas geweiht, wurde die Festung als „Frankenkastell“ bekannt.
Foto: Hellas Bote

Geweiht wurde die Festung, ebenso wie die östlich gelegene Kirche, dem Heiligen Nikitas. Ihr heutiger Name erwuchs aus der damals verbreiteten Meinung, dass alle Westeuropäer als Franken galten. Hierzu gehörten auch die Venezianer, weshalb das Bauwerk als „Frankenkastell“ bekannt wurde.
Rund zweihundert Jahre später, im Jahr 1593, ließ der venezianische Befehlshaber Nicolo Dona das Kastell erneut restaurieren. Erwähnung in der Geschichte findet das Kastell wieder im Jahr 1770, als hier Ioannis Vlachos, bekannt als Daskalogiannis, der Anführer der kretischen Aufständischen von osmanischen Soldaten festgenommen wurde.

Erneut 1828 wurde das Frangokastello von Kämpfen eingenommen, als aufständische Griechen und osmanische Soldaten aufeinandertrafen. Rund 700 Griechen stellten sich, angeführt von Chatzimichalis Dalianis, über 1.000 osmanischen Soldaten unter Moustafa Pascha, dem Gouverneur von Kreta, entgegen. Von März bis Mai 1828 besetzten die Aufständischen das Kastell – erfolglos, denn Dalianis und 385 Griechen wurden getötet, sie rissen rund 800 Osmanen mit. In der Folgezeit wurde die Festung aufgegeben und die Einheimischen nutzten einen großen Teil als Baumaterialien.

Erneut 1828 wurde das Frangokastello von Kämpfen eingenommen, als aufständische Griechen und osmanische Soldaten aufeinandertrafen. Foto: Hellas Bote

Unterhalb des Kastells, auf einer vorgelagerten Halbinsel, liegt ein in der Saison gut besuchter Strand. Eine Taverne bietet neben Andenken, Liegen und Sonnenschirme an. 500 m östlich erstreckt sich der Orthi Ammos Strand. Er wird weniger besucht, denn die Winde vom Meer treffen hier meist stark auf das Land auf und haben im Laufe der Zeit hohe Sanddünen gebildet. Während an der Festung selbst der Strand flach in das Wasser abfällt, ist hier die Steilküste ausgeprägt.

Eine Legende berichtet, dass jährlich am 18. Mai, dem Jahrestag der Schlacht, die unruhigen Seelen und Schatten, die Drosoulites, der Verstorbenen im Morgengrauen über das Meer zum Frangokastello zurückkehren. Die Nebelschwaden, die als ein besonderes Wetterphänomen in der ersten Jahreshälfte gelten, sind ein beliebtes Fotomotiv. (nb)

Eine Legende berichtet, dass jährlich am 18. Mai, dem Jahrestag der Schlacht, die unruhigen Seelen und Schatten, die Drosoulites, der Verstorbenen im Morgengrauen über das Meer zum Frangokastello zurückkehren. Die Nebelschwaden, die als ein besonderes Wetterphänomen gelten, sind ein beliebtes Fotomotiv.
Foto: Hellas Bote