Immer mehr Flüchtlinge erreichen Kreta – Behörden stoßen an Grenzen

Kreta steht zunehmend im Fokus der europäischen Flüchtlingskrise. Innerhalb weniger Wochen wurden erneut mehrere Boote mit Geflüchteten südlich der Insel gesichtet – ein Trend, der sich in alarmierenden Zahlen niederschlägt.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Aktuell – Am Sonntagabend, dem 25. Mai, wurde südlich der Insel Gavdos ein weiteres Boot mit 42 Migranten entdeckt. Die griechische Küstenwache und die europäische Grenzschutzagentur Frontex waren im Einsatz, um die Passagiere in Sicherheit zu bringen. Die Rettung verlief laut offiziellen Angaben geordnet und ohne größere Zwischenfälle.

Bereits am Freitag, dem 23. Mai, wurde mit der Ankunft von 301 Menschen an nur einem Tag ein neuer Höchststand erreicht. Diese landeten teils direkt auf Gavdos, teils wurden sie von Patrouillenbooten vor der Küste aufgegriffen. Damit stieg die Zahl der seit Jahresbeginn auf Kreta eingetroffenen Migranten auf 3.150 – eine neue Rekordmarke, die bereits vor Ende des Monats Mai erreicht wurde.

Die Route über das zentrale Mittelmeer bleibt weiterhin eine der gefährlichsten und zugleich am stärksten frequentierten Fluchtrouten. Besonders auffällig: Viele Boote scheinen ihren Ursprung im libyschen Tobruk zu haben. Wie am 11. Mai bekannt wurde, nahm die Küstenwache drei Fünfzehnjährige, einen Achtzehnjährigen und einen 23-jährigen Mann fest, die verdächtigt werden, als Schlepper insgesamt 174 Migranten in den vergangenen Tagen über diese Strecke gebracht zu haben.

Bereits am 10. Mai hatte sich die Lage zugespitzt. Innerhalb von nur 24 Stunden wurden vier Zwischenfälle im Seegebiet südlich von Gavdos gemeldet. Insgesamt 81 Männer wurden dabei von Frontex-Kräften aus einem Boot geborgen, das sich rund 25 Seemeilen südlich der Insel befand. Die Migranten wurden zunächst nach Agia Galini gebracht und anschließend in eine Notunterkunft in der Nähe von Chania überführt.

Die Behörden stehen vor enormen Herausforderungen – sowohl was die Rettung und Erstversorgung betrifft, als auch in der langfristigen Unterbringung der Neuankömmlinge. Die zentrale Hafenbehörde von Chania hat Ermittlungen aufgenommen, um die Hintergründe der jüngsten Ankünfte und mögliche Netzwerke der Schleuser zu beleuchten.

Angesichts der eskalierenden Lage fordern lokale Vertreter und Hilfsorganisationen stärkere europäische Unterstützung sowie dauerhafte Lösungen für die Verteilung und Integration der Geflüchteten. Kreta, traditionell eine touristisch geprägte Insel, sieht sich zunehmend in einer humanitären und logistischen Ausnahmesituation. (mv)

Foto: Jim Black/Pixabay