Im Schatten der Rotunde – Byzantinische Spuren Griechenlands

Im Herzen Thessalonikis erhebt sich, beinahe unscheinbar und doch voller Geschichte, die Kirche des Heiligen Panteleimon, ein byzantinisches Kleinod, das die Jahrhunderte wie ein stiller Zeuge überdauert hat.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Geschichte/Reisen – Dort, wo die Straßen Iasonídou und Arrianoú sich kreuzen, nahe der gewaltigen Rotunde, begegnet man nicht nur einem Bauwerk aus Stein, sondern einer lebendigen Erinnerung an die bewegte Vergangenheit Griechenlands, an den unerschütterlichen Glauben und an das Spiel der Kulturen, das diese Stadt seit jeher prägte.

Errichtet zu Beginn des 14. Jahrhunderts, trägt die Kirche die Spuren jener Epoche, in der Thessaloniki nach Konstantinopel das zweite große Zentrum des Byzantinischen Reiches war. Sie könnte die einstige Theotókos-Períbleptos-Kirche gewesen sein, und schon dieser mögliche Ursprung umgibt das Gotteshaus mit einem Schleier der Legenden. Im Jahr 1548 wandelte sich ihr Schicksal – als das Osmanische Reich die Stadt beherrschte, wurde die Kirche in eine Moschee umgewandelt und erhielt den Namen İshakiye Camii. So überlagern sich die Schichten der Geschichte wie Mosaiksteine, jede Kultur, jeder Glaube hinterließ seine eigenen Spuren, und das Bauwerk wurde zum Spiegel eines Landes, das stets an den Rändern von Orient und Okzident schwebte.

Die Architektur der Kirche erzählt von byzantinischer Kunstfertigkeit, die den Himmel ins Steinwerk schrieb. Als Kreuzkuppelkirche angelegt, mit einem kuppelgekrönten Narthex und den östlichen Kapellen, die allein von dem einst dreiseitigen Umgang übriggeblieben sind, entfaltet sich ihr Bau wie ein Gebet in Stein. Die Hauptkuppel ruht auf einem achteckigen Tambour, als wolle sie den Himmel in Facetten fassen, während die Chorapsis mit ihrem Drillingsfenster den Blick hinaus in die Ewigkeit lenkt.

Doch es sind nicht allein die Mauern, die von der Vergangenheit zeugen, sondern auch die Reste der Fresken, die wie verblassende Stimmen in der Stille der Kapellen nachhallen. Die Darstellung der Gottesmutter, verborgen in der Prothesis neben dem Chor, ist eines der wenigen Bilder, die den Zeiten standhielten. Im Diakonikon begegnet man noch immer den strengen, leuchtenden Gestalten bedeutender Heiliger, deren Augen wie aus einer fernen Welt herüberblicken. Sie sind Mahnungen, Hoffnungen, stille Begleiter.

Auch die jüngere Geschichte schrieb sich in das Mauerwerk ein, als das große Erdbeben von 1978 die Kirche schwer beschädigte. Doch wie so oft in Griechenland, wo Ruinen nicht das Ende, sondern den Beginn neuer Erinnerungen bedeuten, wurde auch sie bewahrt, restauriert und zurück ins Licht geholt. Seit 1988 trägt die Kirche des Heiligen Panteleimon den Ehrentitel UNESCO-Welterbe, als Teil jener „Frühchristlichen und byzantinischen Bauten in Thessaloniki“, die die Weltgemeinschaft als unersetzlich anerkennt. (mv)

Foto: self made, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org