Im sanften Licht der Ewigkeit – Die Agia Ekaterini in Thessaloniki 

Im Herzen der alten Stadt Thessaloniki, wo die Geschichte wie ein stiller Strom durch die Jahrhunderte fließt, erhebt sich die Kirche Agia Ekaterini – ein Ort, der die geheimnisvolle Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart atmet.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Reisen – Diese byzantinische Kirche, deren Mauern die Jahrhunderte des späten 13. Jahrhunderts berühren, steht stolz im Nordwestteil der Oberstadt, nahe der ehrwürdigen byzantinischen Stadtmauer. Seit 1988 gehört sie zum UNESCO-Welterbe der frühchristlichen und byzantinischen Bauten in Thessaloniki und erzählt von einer Epoche, in der Glaube, Kunst und Geschichte in Griechenland eine unvergängliche Symbiose eingingen.

Inmitten der mediterranen Sonne, die sanft auf die reichen Ziegelarbeiten der Agia Ekaterini fällt, wird die Seele des byzantinischen Griechenlands sichtbar. Ihre Kreuzkuppelarchitektur mit der majestätischen Zentralkuppel, die auf vier Säulen ruht, und den vier Nebenkuppeln über den Nebenschiffen, lässt erahnen, wie meisterhaft und tiefgründig die Architekten jener Zeit die himmlische Ordnung auf Erden widerspiegeln wollten. Die fehlende äußere Vorhalle, im Gegensatz zur nahegelegenen Apostelkirche, verleiht der Kirche eine schlichte, fast intime Würde, die den Betrachter tief berührt.

Die Geschichte der Agia Ekaterini ist von geheimnisvollen Schatten durchzogen, denn urkundliche Zeugnisse sind rar. Man vermutet, dass sie einst Teil eines Klosters war, vielleicht die Hauptkirche des Christós-Pantodýnamos-Klosters – ein Hort des Glaubens und der spirituellen Einkehr. Doch die Geschichte Griechenlands ist nicht nur von friedlichen Zeiten geprägt: Während der Herrschaft des osmanischen Sultans Bayezid II. wurde die Kirche zur Moschee umfunktioniert, bekannt als Yakub Paşa Camii, ein Spiegelbild der wechselvollen Schicksale, die die Region durchlebte. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie behutsam restauriert und erstrahlt seit 1951 wieder in einem Licht, das ihre byzantinische Pracht unterstreicht.

Im Inneren der Kirche offenbart sich ein kostbarer Schatz: Fragmente von Fresken, die auf das Jahr 1315 datiert werden, zieren die Wände. Sie zeigen die ehrwürdigen Kirchenväter, Propheten, Heilige, Engel und das Wunder Christi, obwohl der Pantokrator, der Herrscher der Welt, zerstört ist. Diese Kunstwerke flüstern von der spirituellen Hingabe und der tiefen Verbindung zur orthodoxen Tradition, die Griechenland über Jahrhunderte hinweg geprägt hat. Sie sind wie poetische Fenster in eine andere Zeit, durch die die Betrachter heute die glanzvolle Ära des byzantinischen Reiches spüren können.

Die Agia Ekaterini ist nicht nur ein Bauwerk aus Stein und Mörtel, sondern ein lebendiges Symbol der griechischen Geschichte, das von der Kraft des Glaubens und der Schönheit der Kunst erzählt. Eingebettet in die pulsierende Seele Thessalonikis, verweist sie auf eine Zeit, in der Griechenland ein Schmelztiegel der Kulturen war – ein Land, das sowohl antike griechische Philosophie als auch christlich-byzantinische Spiritualität und osmanische Einflüsse in sich vereinte. (sk)

Foto: Marijan, Gemeinfrei, wikimedia.org