Getarnte Kontrolleure auf Griechenlands Inseln: Wenn der Staat am Strand mitlauscht

Die Sonne brennt vom Himmel, der Ouzo fließt in Strömen, und unter den Strohdächern der Tavernen klingt das Lachen der Urlauber. Doch zwischen all den Badelatschen, Sonnenhüten und Sandburgen tummeln sich in diesem Sommer auch besonders aufmerksame Gäste: Beamte der griechischen Steuerbehörde.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Reisen/Aktuell – Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Urlaubstag auf Kreta, Korfu oder Santorini wirkt, ist in Wahrheit Teil einer groß angelegten Kontrolle. In Shorts und T-Shirts getarnt, führen verdeckte Steuerfahnder diskrete Einsätze durch – mitten im Urlaubsparadies. Ihr Auftrag: Steuerbetrüger auf frischer Tat ertappen.

Die griechische Steuerbehörde AADE hat angekündigt, in der diesjährigen Urlaubssaison landesweit rund 40.000 Betriebe zu überprüfen. Dabei stehen besonders Gastronomiebetriebe im Fokus, denn gerade hier – so die Erkenntnis der Behörden – wird besonders häufig an der Kasse geschummelt. Bestellt ein Ermittler ein Eis am Stiel oder einen Mezze-Teller, beobachtet er genau: Gibt es eine Quittung? Wird der Umsatz korrekt verbucht?

„Es geht nicht darum, Touristen zu kontrollieren, sondern die Schattenwirtschaft aufzudecken“, erklärt ein Sprecher der Steuerfahndung. Dafür greift der Staat auch zu unkonventionellen Methoden. Neben den Ermittlern in Bade-Outfit setzt die AADE auch auf technische Innovationen: Mit Drohnen überfliegen sie Strände und Restaurantterrassen, zählen Gäste, vergleichen die Kapazitäten mit den gemeldeten Einnahmen. Was wie ein Science-Fiction-Film klingt, ist Teil einer digitalen Aufrüstung im Kampf gegen Steuerhinterziehung – einem Dauerproblem in Griechenland.

Vor allem in der Hochsaison, wenn auf Inseln wie Mykonos oder Rhodos Millionen Gäste erwartet werden, ist das Potenzial für Schwarzgeld besonders hoch. Die Behörden wollen zeigen, dass sie diesmal genauer hinsehen.

Griechenland kämpft seit Jahren mit einem tief verwurzelten Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen – Steuerbetrug wurde lange als Kavaliersdelikt betrachtet. Doch nach der schweren Finanzkrise hat ein Umdenken eingesetzt. Der Staat kann es sich nicht länger leisten, auf Einnahmen zu verzichten. Jede nicht ausgestellte Quittung ist ein Schlag gegen die ehrlichen Unternehmer des Landes. Die Botschaft ist klar: Die Zeiten der laschen Kontrollen sind vorbei. Auch unter Palmen gilt nun: Wer kassiert, muss auch versteuern.

Die Aktion trifft bei vielen Urlaubern auf Verständnis – manche beobachten die Kontrollen sogar mit einer gewissen Faszination. „Ich hätte nie gedacht, dass der Mann neben mir am Strand ein Steuerfahnder ist“, lacht ein deutscher Tourist auf Naxos. Andere finden es beruhigend, dass der Staat auch im Paradies für Ordnung sorgt. Ob mit Sonnenhut oder Steuer-ID – auf Griechenlands Inseln wird in diesem Sommer genauer hingesehen. (sd)

Foto: Hellas Bote