Er gilt als einer der charakteristischsten Marktplätze des barocken Roms im Stadtviertel Parione: Der Piazza Navona, im Herzen der Stadt. Bereits in der Antike fanden hier athletische Wettbewerbe statt, Gladiatorenwettkämpfe, Messen, Märkte und Feste – dieser Platz schaut auf eine bewegte Geschichte.
Von HB-Redakteurin Ebru Ataman
Rom/Italien – Touristencafés und Souvenirhändler gehören heute auf dem geschichtsträchtigen Piazza Navona einfach dazu, nicht verwunderlich, war der Platz doch immer schon ein beliebter Schauplatz für Märkte und Feste. Hier fand schon das mittelalterliche Reitturnier Giostra del Saracino statt, im 17. und 18. Jahrhundert ließen die Römer den Brunnen bei den Inondate im August überlaufen und schufen so ein nasses Vergnügen. Noch heute findet an Weihnachten bis zum 6. Januar der Markt Befana di Piazza Navona (Mercato della Befana) statt.
Im Jahre 46 v. Chr. ließ Julius Cäsar hier auf dem Marsfeld ein provisorisches Stadion im griechischen Stil für athletische Wettkämpfe errichten. 85 n. Chr. dann erweiterte Kaiser Domitian das Stadion so umfassend, dass über 30.000 Zuschauer Platz darin fanden. Reste, der Pasquino, des 217 teilweise abgebrannten Stadions sind heute noch in der Nähe ausgestellt. Das schwer beschädigte Bauwerk wurde in der Folgezeit ebenfalls für Gladiatorenwettkämpfe genutzt bevor es restauriert wurde.
Der Paquino selbst ist das Fragment einer Statuengruppe auf der Piazza Pantaleo, dem südwestlichen Nebenplatz der Piazza Navona. Hierbei handelt es sich um eine „sprechende Statue“, die berühmteste und letzte genutzte. Seit dem 16. Jahrhundert wurden an ihr in Zeiten der unterdrückten Meinungsfreiheit anonyme Spottverse über die Politiker und ihre Skandale angeheftet. Weitere Ruinen des antiken Baus wurden in der Via Zanardelli und unterhalb der Kirche Sant’Agnese in Agone sichtbar gemacht.
Der Name des Platzes leitet sich wahrscheinlich von dem kapitolinischen Agon ab, ein Wettkampf, der bis mindestens in 4. Jahrhundert regelmäßig veranstaltet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde so aus n‘ Agone der heutige Name Navona. Im Laufe der Zeit wurden Häuser in die Unterbaute der Stadiontribünen eingebaut, der Platz mittlerweile ebenfalls für Pferderennen genutzt. Durch die weitere Verwendung der Wände des Stadions als Außenwände der Wohnbebauung wurde bis heute die Form der Arena, auch nach dem ersten Pflastern des Platzes 1495, erhalten. Ab 1574 erbaute Giacomo della Porta die Brunnen Fontana del Moro im südlichen Teil des Platzes und den Neptunbrunnen im nördlichen Teil, die von Bernini neugestaltet wurden und erst im 19. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen erhielten. Der heute berühmte Vierströmebrunnen (Fontana dei Quattro Fiumi) entstand in den Jahren zwischen 1648 bis 1651. Papst Innozenz X. gab ihn in Auftrag und kein Geringerer als Gian Lorenzo Bernini nahm sich dieser Aufgabe an. Der Brunnen gilt heute als ein Meisterwerk hochbarocker Plastik. (ea)