Obwohl der kleinste der sieben Hügel, auf denen der Sage nach Rom erbaut wurde, ist der Kapitolshügel eindeutig der bekannteste. Einst befand sich hier das politische Zentrum des Riesenreichs, heute beeindruckt das Gebiet mit touristisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Rom/Italien – Der kapitolinische Hügel, der heute als Kapitol bekannt ist und der kleinste der sieben Hügel, auf denen Rom erbaut worden sein soll, beherbergte ursprünglich den Tempel des Jupiters, dem Hauptgott der römischen Anbetungen. Zu seinem Vorplatz zog es Feldherren, die siegreich zurückkehrten mit reicher Beute oder Gefangenen – der Kapitolsplatz war zudem Ort für wichtige Staatsgeschäfte. Erst nach der Eroberung Roms durch den König der Westgoten, Alarich I., im Jahre 410 begann der Verfall und des Kapitols. Die herrschaftlichen römischen Bauten wurden während dieser Zeit abgerissen und für den Bau neuer Gebäude und Kirchen genutzt, die die Geschichte bis heute überdauert haben.
Erreichbar ist der Kapitolsplatz über die Cordonata, eine große Freitreppe, vorbei am Teatro Marcello und über die Piazza Aracoeli. Im linken Bereich sind heute noch die Ruinen eines römischen Mietshauses zu besichtigen, ebenfalls der Tempel bildet eine Sehenswürdigkeit des Hügels. 509 v. Christus wurde der Tempel des Giove Capitolino eingeweiht, der Jupiter, Juno und Minerva geweiht war. Erbauen ließ ihn der fünfte römische König, Lucius Tarquinius Priscus, im Laufe der Geschichte allerdings vernichteten drei Großfeuer den Tempel, der dennoch nach jeder Zerstörung neu aufgebaut wurde.
Römischen Touristen bietet der Kapitolshügel nicht nur eine Reise durch die Geschichte, sondern ebenfalls zwei bedeutsame Sehenswürdigkeiten mit den kapitolinischen Museen. Bereits 1734 wurden sie von Papst Clemens XII. eröffnet und gelten als die ersten öffentlichen Museen der Welt. Die Sammlung umfasst wertvolle Gemälde von Tizian bis Bellini sowie weltbekannte Skulpturen, darunter die Kapitolinische Wölfin oder die originale Bronzestatue des Kaisers Marc Aurel – auf dem Platz selbst ist eine Kopie zu besichtigen. Der Platz selbst, die Piazza die Campidoglio bildet dabei eine weitere Sehenswürdigkeit. Michelangelo hatte den Platz persönlich gestaltet, um dem Reiterstandbild von Kaiser Marc Aurel den passenden Rahmen zu bieten. Gegenüber der Freitreppe ließ Michelangelo den Senatorenpalast errichten, der seit 1871 als Rathaus genutzt wird. Auf dem Platz stehend liegt linker Hand der Konservatorenpalast und rechter Hand der Palazzo Nuovo, beide Gebäude beherbergen die kapitolinischen Museen.
Die Anfänge des Senatorenpalastes gehen auf das Jahr 78 vor Christus zurück, in welchem Konsul Quintus Lutatius Catulus vom Senat beauftragt wurde, ein Staatsarchiv auf dem Kapitolshügel zu errichten. Das Tabularium allerdings verfiel im Mittelalter, bis die römische Adelsfamilie der Corsi die Ruine zu ihrer Festung ausbaute. Sein heutiges Aussehen erhielt der Senatorenpalast im 16. Jahrhundert durch Michelangelo, der die Doppeltreppe hinzufügen und sie mit einem Brunnen ergänzen ließ. Die antiken Brunnenfiguren stellen die Personifizierung des Tibers und des Nils dar, die eine Minervastatue umschließen.
Die Kapitolinischen Museen gehören zu den bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten von Rom, beinhalten sie doch bedeutende Ausstellungen der ganzen Welt. Ursprünglich sollte mit ihnen ein Lager für heidnische Kunst geschaffen, im Laufe der Zeit wurde die Ausstellung allerdings vielfältig erweitert. Möglich wurde dies unter anderem durch die Bigotterie des Mittelalters, denn die päpstlichen Herrscher wollten ihre Paläste von heidnischen Kunstwerken reinigen und brachten sie als Geschenk dar. Hinzu kamen unterschiedlichste Funde bei Ausgrabungen, die die Sammlung stetig erweiterten.
Der Kapitolsplatz selbst hat sich mittlerweile zum Ort eines regen Treibens entwickelt. Händler, Musikanten und natürlich Touristen gehören tagsüber zum stetigen Bild dazu. Wer es etwas ruhiger haben möchte, dem sei die Nacht empfohlen, denn der Platz hinterlässt auch ohne geöffnete Museen einen unvergesslichen Eindruck. (nb)