Eleftherios Venizelos, geboren am 23. August 1864 in Mournies bei Chania und verstorben am 18. März 1936 in Paris, gilt als größter Politiker der neuzeitlichen griechischen Geschichte. Seine politische Karriere führte zu bedeutenden territorialen und administrativen Entwicklungen, die Griechenland nachhaltig prägten.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Kunst & Kultur – Venizelos stammte aus einer einfachen kretischen Familie. Aufgrund eines Aufstands auf Kreta floh seine Familie in seinen frühen Jahren nach Syros, wo er seine schulische Ausbildung begann. Nach ihrer Rückkehr nach Chania setzte Venizelos seine Ausbildung fort und begann 1881 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Athen, welches er 1887 erfolgreich abschloss. Anschließend arbeitete er als Anwalt auf Kreta und engagierte sich ab 1888 aktiv in der Enosis-Bewegung, die den Anschluss Kretas an Griechenland anstrebte.
Im Türkisch-Griechischen Krieg 1897 spielte Venizelos eine führende Rolle, und trotz des militärischen Misserfolgs erlangte Kreta 1898 begrenzte Autonomie. Venizelos setzte sich für die Vereinigung Kretas mit Griechenland ein und war maßgeblich an der Proklamation des Anschlusses im Jahr 1905 beteiligt.

Seine politische Karriere erreichte einen Höhepunkt, als er 1910 die „Liberale Partei“ gründete und zum Premierminister Griechenlands gewählt wurde. Während seiner Amtszeit erweiterte er die Grenzen Griechenlands durch die Balkankriege und den Ersten Weltkrieg und setzte umfassende Verwaltungsreformen um. 1913 erfüllte er sein langjähriges Ziel, Kreta mit Griechenland zu vereinen.
Venizelos verfolgte die „Megali Idea“, die Vision eines Groß-Griechenlands, und verbündete sich während des Ersten Weltkriegs mit den Entente-Mächten. Trotz innenpolitischer Konflikte und des Griechisch-Türkischen Krieges, der 1922 in einer Katastrophe endete, war Venizelos weiterhin eine zentrale Figur in der griechischen Politik. 1923 verhandelte er den Vertrag von Lausanne, der die griechischen Grenzen und die Beziehungen zur Türkei neu regelte.
Nach einer letzten Amtszeit als Premierminister von 1928 bis 1932, während der er die Integration der aus der Türkei vertriebenen Griechen förderte und die Außenpolitik Griechenlands stabilisierte, zog sich Venizelos aufgrund der wirtschaftlichen Lage und politischer Spannungen zurück. Mehrere Attentate auf ihn scheiterten, und er ging 1935 ins Exil nach Frankreich, wo er ein Jahr später starb.
Venizelos wird in Griechenland bis heute hoch verehrt. Sein Name ist auf zahlreichen Straßen, Plätzen und sogar dem Flughafen Athen zu finden. Ein Beispiel ist auch die Rückseite der griechischen 50-Cent-Münze. Sein Vermächtnis als führender Staatsmann, der die Modernisierung und territoriale Ausweitung Griechenlands vorantrieb, bleibt unvergessen. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf Kreta, wo seine visionäre Politik weiterhin in Erinnerung bleibt. (sd)

