Die Mysterien von Eleusis: Ein Blick in die geheimnisvollen Riten der Antike

In der antiken Welt Griechenlands, unweit von Athen, lag die Stadt Eleusis, ein Ort, der für nahezu zwei Jahrtausende das Zentrum eines der bedeutendsten religiösen Rituale der Geschichte war: die Mysterien von Eleusis.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Geschichte – Diese geheimen Initiations- und Weihezeremonien, die der Göttin Demeter und ihrer Tochter Persephone gewidmet waren, zogen Teilnehmer aus der gesamten bekannten Welt an und hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck in der religiösen Landschaft der Antike.

Der Kern der eleusinischen Mysterien liegt im Mythos von Demeter, der Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus, und ihrer Tochter Persephone. Der Legende nach wurde Persephone von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt. In ihrer Verzweiflung suchte Demeter unermüdlich nach ihrer Tochter, und in ihrer Trauer vernachlässigte sie ihre Pflichten, was zu einem weltweiten Hungersnot führte. Schließlich durfte Persephone zurückkehren, allerdings mit der Bedingung, einen Teil des Jahres in der Unterwelt zu verbringen, da sie dort Nahrung zu sich genommen hatte. Diese zyklische Rückkehr Persephones symbolisierte für die Griechen den Wechsel der Jahreszeiten und stand sinnbildlich für Tod und Wiedergeburt, ein zentrales Thema der Mysterien.

Die eleusinischen Mysterien gliederten sich in die Kleinen und die Großen Mysterien. Die kleinen Mysterien, bekannt als Myesis, fanden im Monat Anthesterion (entspricht etwa unserem Februar/März) statt. Während dieser Zeremonien wurden die Kandidaten rituell gereinigt, oft durch das Opfer eines Schweins und eines Bad im Fluss Ilissos, um sich auf die spätere Initiation vorzubereiten.

Die großen Mysterien, die Teletai, wurden im Monat Boëdromion (entspricht etwa unserem August/September) über neun Tage hinweg gefeiert. Die Feierlichkeiten begannen mit der feierlichen Überführung heiliger Gegenstände von Eleusis nach Athen. Es folgten Reinigungsrituale am Meer, Opfergaben und ein prächtiger Prozessionszug entlang der Heiligen Straße zurück nach Eleusis. Dort wurden in der Telesterion-Halle die zentralen, geheimen Riten vollzogen, deren Details bis heute ein Mysterium bleiben, da die Teilnehmer ein striktes Schweigegelübde ablegten.

An den Mysterien nahmen verschiedene Gruppen teil: Priester und Priesterinnen, Neophyten, die erstmals initiiert wurden, bereits eingeweihte und jene, die die höchste Stufe der Weihe erreicht hatten, die Epopteia. Bemerkenswert ist die Offenheit des Kultes: Männer, Frauen und sogar Sklaven konnten teilnehmen, sofern sie kein Verbrechen begangen hatten und griechische Sprachen. Diese Inklusivität unterstrich die universelle Bedeutung der Mysterien und fördert ein Gefühl der Gemeinschaft und Gleichheit unter den Teilnehmern.

Die eleusinischen Mysterien beeinflussten nicht nur die griechische, sondern auch die römische Welt. Kaiser wie Augustus und Claudius wurden in die Riten eingeweiht, was die hohe Wertschätzung des Kultes widerspiegelte. Mit dem Aufstieg des Christentums und den damit verbundenen religiösen Veränderungen gerieten die Mysterien jedoch zunehmend unter Druck. Im Jahr 392 n. Chr. Chr. verbot Kaiser Theodosius I. alle heidnischen Kulte, und die Zerstörung des Tempels von Eleusis durch die Goten im Jahr 395 markierte das Ende der Mysterien.

Heute erinnern archäologische Funde und literarische Überlieferungen an die Mysterien von Eleusis. Sie zeugen von einem tief verwurzelten Glauben an die zyklische Natur des Lebens und der Hoffnung auf eine Verbindung zwischen Mensch und Göttlichem. (sd)

Demeter und Metaneira. Detail auf dem Bauch einer apulisch-rotfigurigen Hydria, um 340 v. Chr. (Antikensammlung Berlin 1984.46) – Foto: Von Varrese-Maler – User:Bibi Saint-Pol, own work, 2008, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3839471

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert