In der niederländischen Region Zeeuws Vlaanderen, an der Grenze zu #Belgien, lockt #Cadzand mit vielfältigem Charme als früh-mittelalterliches Ringdorf mit Hafen und Strand-Erholung.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker und Leo Dillikrath
Cadzand/Niederlande – Wer das früh-mittelalterliche Ringdorf Cadzand besucht, der kommt nicht auf den Gedanken eigentlich auf einer Insel zu stehen. Gut, heute ist davon nicht mehr viel sichtbar. Tatsächlich zählt Cadzand allerdings zu den ältesten Niederlassungen der Region Zeeuws Vlaanderen. Erstmals erwähnt 1111 als Cadesant, was mit „kleiner Deich“ übersetzt werden kann, handelte es sich um eine Insel in der Nähe des Zwin, die von einem Deich umgeben wurde. Nur wenige Menschen ließen sich hier nieder, meist Bauern, die nach und nach dem Meer immer Land abrangen.
Nachdem die Bauernhöfe wuchsen, entstand Anfang des 14. Jahrhunderts rund um die frühgotische Mariakerk das heutige Ringdorf, das weiterhin durch die historischen Bauten dominiert wird. Die Hallenkirche mit Doppelschiff selbst befindet sich nicht mehr im Originalzustand – 1930 wurde der Zwiebelturm gebaut.
Zunächst meinte es die Geschichte nicht gut mit Cadzand, wurde doch hier im Jahr 1337 die Schlacht von Cadzand im Hundertjährigen Krieg ausgetragen. 1394 sowie 1398 verloren die Bewohner große Teile des Landes bei Deichdurchbrüchen wieder an das Meer. Ein Umstand, der sich stetig wiederholte, zu erwähnen ist hier die verheerende Allerheiligenflut 1570. Im Jahre 1584 wurden während des Achtzigjährigen Krieges alle Häuser geplündert und in Brand gesteckt – in den Jahren danach folgten weitere schwere Sturmfluten.
Immer wieder trotzten die Bewohner dem Meer und so galt das Dorf nach dem Frieden von Münster 1648 als Kornkammer der Region. Die zahlreichen französischen Namen verdankt die gesamte Umgebung den Hugenotten, die 1650 aus Frankreich vertrieben wurden.
Nach 1900 wurde das Dorf mit den Ansiedlungen Cadzand-Bad und Cadzand-Hafen vereint, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts bildeten.
Die Strände rund um Cadzand-Bad sind bekannt für ihre Funde von Haizähnen aus dem Neogen und Paläogen, denn durch den hier aufeinandertreffenden Gezeitenstrom mit dem Verlauf der Westerschelde wird stetig der Meeresboden aufgewirbelt. Zudem werden in der kalten Jahreszeit die Strände mit Sand aus der Westerschelde aufgeschüttet.
Im niederländisch-belgischen Grenzgebiet bei Knokke-Heist, Retranchement und Cadzand-Bad bietet das riesige Naturschutzgebiet abwechslungsreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Fahrradwege führen entlang der weitläufigen Dünen, Wassersportler und Sonnenanbeter nutzen die tiefen Sandstrände und Aufwinde.
Zwei Mal am Tag strömen bei Flut große Mengen Salzwasser in diesen biosphärisch interessanten Landabschnitt der als „Zwin“, „Het Zwin“ oder „t’Zwin“ bekannt ist. Durch diese Überflutung entstehen außergewöhnliche Naturbedingungen, wie sie sonst nur selten in Europa zu finden sind. Der ideale Lebensraum für Muscheln, Schnecken und Würmer, die wiederum die Lebensgrundlage für die hier brütende vielfältige Vogelwelt darstellen.
Austernfischer, Säbelschnabler und „Meister Adebar“, der unter Schutz stehende Storch, haben im Zwin eine Heimat gefunden. (nb)