Auf der römischen Tiberinsel verschwimmen Mythen und Wirklichkeit

Zwei Brücken verbinden die #Tiberinsel mit dem Festland, doch wer sie betritt wandert nicht auf den aus der Sage bekannten Kornähren. Im Laufe der #römischen Geschichte war sie dennoch von zentraler Bedeutung.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker

#Rom/Italien – Gerade einmal rund 270 Meter lang und 67 Meter breit ist der Felsen, der den Tiber auf römischem Gebiet in zwei Hälften teilt. Die Legende berichtet bereits von der Isola Tiberina, der Tiberinsel, die aus Kornähren entstanden sein soll, als die Römer den letzten etruskisch-römischen König Tarquinius Superbus vertrieben. Als Zeichen ihres Widerstands plünderten sie die königlichen Felder auf dem Marsfeld und warfen das Getreide in den Fluss, wo es sich zu der heutigen Insel formte.

Eine Geschichte wie viele und dennoch war die Insel von wichtiger Bedeutung für die Entwicklung Roms. Mit ihr wurde nicht nur die Überquerung des Flusses leichter, die durch sie möglichen Straßen verbanden die nördliche und südliche tyrrhenische Küste und damit einen wichtigen Handelsweg. In vergangenen Zeiten thronte ein Obelisk auf der Insel, wodurch die Insel mit ihrer natürlichen Form wie ein Schiff wirkte.

Gerade einmal rund 270 Meter lang und 67 Meter breit ist der Felsen, der den Tiber auf römischem Gebiet in zwei Hälften teilt. Foto: Hellas-Bote

293 vor Christus erlangte sie durch eine schwere Seuche eine weitere Erwähnung. Um der Ausbreitung Herr zu werden, wurden die sibyllinischen Bücher in Epidauros befragt. Die Gesandten kehrten nach der Legende mit dem Symbol des Gottes Aesculap zurück – einer Schlange. In der Nähe des Marsfeldes tauchte die Schlange in den Tiber bis hin zur Insel, wo sie seitdem nicht mehr gesehen wurde. Aus diesem Grunde errichteten die Römer einen nicht mehr vorhandenen Tempel auf der Insel, der 289 vor Christus fertiggestellt wurde.

Ergänzt wurde dieser von mehreren Unterkünften für erkrankte Pilger und tatsächlich sind bis heute Inschriften und Votivtafeln erhalten, die von den angeblichen Wunderheilungen berichten. Unter den Kranken befanden sich ebenfalls Sklaven, die geschwächt ihren Herren zur Last fielen. Wer allerdings hier gesundete, dem schenkte Kaiser Claudius die Freiheit.

Die Tiberinsel kann über zwei Brücken besucht werden, die Pons Fabricius, errichtet 62 vor Christus, sowie die Pons Cestius aus dem Jahre 46 vor Christus, auch wenn sie Ende des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Umbau erfahren hat. Foto: Hellas-Bote

Die Tiberinsel kann über zwei Brücken besucht werden, die Pons Fabricius, errichtet 62 vor Christus, sowie die Pons Cestius aus dem Jahre 46 vor Christus, auch wenn sie Ende des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Umbau erfahren hat. Auf der Insel selbst befinden sich neben der Basilika San Bartolomeo all’Isola das Ospedale Fatebenefratelli, ein vom Orden der Barmherzigen Brüder geführtes Krankenhaus und die Tempio dei Giovani, eine Synagoge aus dem Jahr 1937, welche seit 1985 wieder zugänglich ist. (nb)

Die Legende berichtet bereits von der Isola Tiberina, der Tiberinsel, die aus Kornähren entstanden sein soll, als die Römer den letzten etruskisch-römischen König Tarquinius Superbus vertrieben. Foto: Hellas-Bote