Das Licht der Wahrheit: Gregorios Palamas und die Theologie des Hesychasmus

Am 14. November gedenkt die griechisch-orthodoxe Kirche eines ihrer größten Theologen und Heiligen: Gregorios Palamas. Zudem wird ihm zu Ehren am zweiten Sonntag der Großen Fastenzeit ein besonderer Gedenktag gefeiert, um seine bedeutende Rolle in der orthodoxen Theologie zu würdigen.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Gedenktag: 14. November sowie der zweite Sonntag der Großen Fastenzeit

Götter & Gelehrte – Gregorios Palamas (*1296/97 in Konstantinopel; † 14. November 1359 in Thessaloniki) war nicht nur ein tiefgläubiger Asket, sondern auch ein scharfsinniger Denker, dessen Lehren das spirituelle Fundament des orthodoxen Christentums maßgeblich beeinflussten.

Bereits in jungen Jahren wurde er durch seine aristokratische Herkunft und seine Ausbildung im kaiserlichen Palast mit den höchsten geistigen und philosophischen Traditionen des byzantinischen Reiches vertraut gemacht. Doch es war nicht die weltliche Weisheit, sondern die Suche nach der unmittelbaren Erfahrung Gottes, die ihn auf den Weg des Mönchstums führte. Mit Anfang zwanzig zog er sich auf den Heiligen Berg Athos zurück und widmete sich dort intensiv dem Hesychasmus, einer mystischen Gebetspraxis, die auf der Stille und inneren Sammlung basiert.

Seine theologische Bedeutung erlangte Palamas insbesondere durch die Auseinandersetzung mit Barlaam von Kalabrien, einem humanistisch geprägten Gelehrten, der die Möglichkeit einer direkten Gotteserfahrung bestritt. Palamas verteidigte hingegen die hesychastische Tradition, wonach das ungeschaffene Taborlicht, das von Christus auf dem Berg der Verklärung ausging, auch heute von gläubigen Mönchen in tiefer Kontemplation erfahren werden könne. Dies führte zu einer tiefgreifenden theologischen Debatte, die schließlich auf mehreren Konzilien (1341, 1347 und 1351) zugunsten Palamas entschieden wurde. Seine Lehre, der Palamismus, wurde als verbindliche orthodoxe Theologie anerkannt.

Kernstück seines Denkens ist die Unterscheidung zwischen dem Wesen Gottes, das für den Menschen unerkennbar bleibt, und den göttlichen Energien, durch die Gott sich offenbart. Diese ungeschaffenen Energien, so Palamas, sind es, die den Menschen ermöglichen, eine echte Gemeinschaft mit Gott einzugehen und an seiner göttlichen Natur teilzuhaben. Damit bot er eine theologische Grundlage für die mystische Erfahrung, ohne die Transzendenz Gottes zu kompromittieren.

Trotz seiner asketischen Lebensweise wurde Palamas 1347 zum Erzbischof von Thessaloniki ernannt. Auch in dieser Position blieb er ein entschiedener Verfechter des Hesychasmus und setzte sich für die spirituelle Erneuerung des orthodoxen Glaubens ein. Seine Predigten und Schriften, darunter die „Triaden“ und die „150 Kapitel“, beeinflussen bis heute das geistliche Leben in der orthodoxen Welt.

Nach seinem Tod am 14. November 1359 wurde Gregorios Palamas bereits 1368 heiliggesprochen. Seine Gebeine ruhen in der Metropolitankirche von Thessaloniki und ziehen jedes Jahr zahlreiche Pilger an. Der zweite Sonntag der Großen Fastenzeit ist ihm gewidmet, als eine Feier des hesychastischen Weges zur Gotteserkenntnis. (jk)

Foto: Hellas-Bote

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