Karger als der Osten der Insel präsentiert sich Westkreta mit einem vielfältigen Flair, welches Moderne und Tradition verbindet. Besonders Sonnenhungrige finden an den Traumständen oder im Schatten majestätischer Zypressenwälder zur Ruhe.
Von Redakteurin Nadja Becker
Kreta – Am Rande des mächtigen Lefka Ori präsentiert sich Westkreta mit urigen Bergdörfern, traumhaften Küstenabschnitten und einem kulturellen Mix, der fast jedem Besucher etwas zu bieten hat. Die landschaftlichen Gegensätze können besonders in diesem Teil der Insel erfahren werden, ist Westkreta doch wesentlich karger als der meist grüne östliche Teil der Insel. Wenn im Nordwesten noch alte Olivenbäume und grüne Büsche die Landschaft gestalten, ist der Südwesten kalt und leer – und bisher wenig erschlossen.
Doch auch hier findet der Tourismus immer weiter seinen Platz, lockt Sonnenanbeter mit dem Traumstrand Elafonissi, der durch den starken, rosafarbenen Muschelabrieb sogar leicht an die karibischen Traumstrände erinnert. Mehr im Nordwesten der Insel gelegen dagegen die Traumstrände Balos oder Falassarna, wobei ebenfalls dazwischen viele Strandabschnitte locken. Ein besonders langer Sandstrand, der bei Familien mit Kleinkindern beliebt ist, eröffnet sich Richtung Osten der Insel in Georgioupolis. Sand- und Kiesstrände wechseln sich ab, zum Schnorcheln locken die Paradiese an den Felsenstränden. Afrata, Ravdoucha oder Gramvousa an der Rodhopou-Halbinsel sind Garant für einen besonderen Tauchausflug.
Mit einem Blick in die Mitte der Landschaft überschattet der Lefka Ori, der bis in den Juni hinein mit Schnee bedeckt ist, alles – ganz anders dagegen das fast venezianische Flair, vermischt mit griechischer Tradition, mit dem die Städte Chania und Rethymnon locken. Die Häfen sind eine Sehenswürdigkeit und in den kleinen, verschlungenen Gassen bieten nicht nur die Händler ihre Waren an, auch die traditionelle Küche, ein Stück hinter der Touristenmeile, sollte sich kein Besucher entgehen lassen.
Im Landesinneren verbreiten Kastanien- und Zypressenwälder ihren Duft, vermischen sich mit Zitrus- und Olivenbäumen. Wer viel Glück hat, dem lassen die heimischen Gämse „Kri-Kri“ einen Blick auf sich zu oder gar der Knochengeier (Bartgeier), wenn er seine herrschaftlichen Runden zieht. Wer dagegen seinen Blick über die Erde streifen lässt, der kann einsame Kapellen und Gedenkstätten des Widerstandes entdecken. Gerade in den Bergdörfern wie Aptera, Vamos, Spilia oder Vouves wird die Geschichte fast wieder lebendig, entführen doch die archäologischen Funde in die Vergangenheit und auch die Dörfer selbst scheinen in der Zeit stehen geblieben zu sein.
Zu einer Sehenswürdigkeit hat sich auch der Botanische Garten von Kreta entwickelt. 20 km von Chania, am Lefka Ori gelegen wurde ein Rundweg mit hunderten kretischen und tropischen Pflanzen geschaffen. Unsere Empfehlung ist eine Pause in dem anliegenden Restaurant, in dem Obst und Gemüse direkt aus dem Botanischen Garten verzehrt werden können.
Ebenfalls vom Lefka Ori aus ist die Samaria-Schlucht zu durchwandern. Zwischen der Siedlung Omalos und dem Dorf Agia Roumeli ist sie 18 km lang, gilt als längste Schlucht Europas. Die Wanderung beginnt in einer Höhe von 1.230 m und führt bis zum Libyschen Meer. Geöffnet ist sie im Allgemeinen von Anfang Mai bis Ende Oktober.
Zudem sollte das kleine Fischerdort Kolimbari auf keiner Reiseroute fehlen. Mit seinem langen Kiesstrand und den traditionellen Tavernen direkt am Strand lädt es zum Verweilen ein, ganz in der Nähe bietet zudem das Kloster „Moni Gonias“ ein lohnenswertes Ziel. In dem zu Kolimbari gehörenden Hinterland findet die Suchenden den ältesten Olivenbaum im Bergdorf Vouves, die Polirina Schlucht, die Deliana Schlucht oder eine der ältesten Kirchen Kretas, die St. Michael mit ihrem dreigeteilten Schiff.
Auf dem Weg zwischen der nördlichen Westküste hin nach Elafonissi, in der Gegend Marathokefala bei Spilia liegt die berühmte Höhle von dem Hl. John, dem Einsiedler. Ein Tempel aus dem 15. Jahrhundert und die Fundamente aus dem 17. bis 18. Jahrhundert.
An den lauen Sommerabenden jedoch locken die Städte mit ihren Häfen. Die Stadt Chania selbst zählt mit ihren 5.000 Einwohnern und ihrem venezianischen Erbe zu den schönsten Städten Griechenlands. Lederwaren, Tonarbeiten und viele mehr wird in den Gassen rund um den Hafen angeboten, der besonders am Abend mit seinem Lichterspiel und den angesagten Bars gerne angesteuert wird. Nicht nur Kitsch, sondern ebenfalls viele hochwertige Waren und handgearbeitete Stücke bei den Juwelieren lassen das Damenherz höher schlagen.
Zu einer Attraktion ist mittlerweile auch die Markthalle im Zentrum der Stadtgeworden.
Landschaftliche Ausgrabungsstätten von größerer Bedeutung sind hier seltener, kulturell bietet sich ein Besuch allerdings in dem Kloster Arkadi bei Rethymnon, dem Kloster Gouvernotto oder dem Kloster Agia Triada auf der Halbinsel Akrotiri an. Letzteres ist das größte Kloster, welches auf Kreta bewirtschaftet wird und wenn es die Temperaturen mitmachen, sollte eine Weinverkostung auf keinen Fall ausgelassen werden. (nb)