Teneriffa: Rätselhafte Pyramiden von Güimar

Sechs pyramidenförmige Terrassenbauten aus mörtelfrei aufgeschichteten Lavasteinen geben der Wissenschaft bis heute ein Rätsel auf. Die Pyramiden von Güimar nahe der Ortschaft Chacona sind heute zu besichtigen, ein Museum gibt einen Überblick über die zahlreichen Theorien.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen

Teneriffa/Spanien – Anfang der neunziger Jahre erregte ein Artikel der kanarischen Lokalzeitung die Aufmerksamkeit des bekannten norwegischen Anthropologen Dr. Thor Heyerdahl, der sich mit der Aufklärung der kulturellen Ursprünge der alten Zivilisationen weltweit befasste. Er erkannte eine Ähnlichkeit zu den Pyramiden in Mexiko, Peru oder Sizilien und gründete den heute ethnografischen Park „Pirámides de Güimar“. Durch seine Forschung verhinderte er, dass der gesamte Bereich einem Bebauungsplan zum Opfer fiel, denn mittlerweile auf 65.000 m² konnten sechs der ursprünglich neun Pyramiden erhalten werden, die umrahmt werden von einer großen Grünanlage, einem Museum, Café und Auditorium.

Foto: Hellas-Bote

Bis heute spalten sich die Meinungen zu den Ursprüngen der Pyramiden auf Teneriffa, denn zunächst gingen Forscher davon aus, dass es sich um „majanos“ Steinhaufen handeln würde, die Bauern bei der Bereinigung ihrer Felder aufgeschichtet hätten. Archäologische Untersuchungen allerdings fanden heraus, dass Pyramiden auf die Winter- und Sommersonnenwenden ausgerichtet sind, wodurch die von Thor Heyerdahl aufgestellte Theorie, eine mögliche Beziehung zwischen der Existenz der Pyramiden und antiken Zivilisationen herstellen zu können, untermauert wurde. Eine Datierung in das 19. Jahrhundert konnte mittlerweile gesichert werden, wodurch ebenfalls eine Verbindung zu dem ursprünglichen Besitzer der Fläche, Antonio Díaz-Flores, entstand. Zwischen 1991 und 1998 wurden Ausgrabungen durch Archäologen der Universität La Laguna durchgeführt.
In jedem Fall stellen die Pyramiden einen kulturellen Wert innerhalb der Kanarischen Kultur dar und wurden als schützenswert angesehen. Überlieferungen zeigen auf, dass ähnliche Pyramiden ursprünglich an verschiedenen Orten der Insel zu finden waren, allerdings im Laufe der Zeit als billiges Baumaterial einem Abriss zum Opfer fielen.

Das Freilichtmuseum, welches verschiedene Routen bietet und über die Kultur, Geschichte und Botanik der Kanaren informiert, wurde 2017 durch als „Botanischer Garten“ ausgezeichnet. Am Tag der Sommersonnenwende ist es möglich auf der Plattform der größten Pyramide einem zweifachen Sonnenuntergang beizuwohnen. (dt)

Foto: Hellas-Bote