Tausende Griechen gedachten in Stuttgart dem Heldenepos von 1940

Zu einer der größten Paraden in Deutschland trafen sich kurz vor dem „Ochi-Tag“ und dem griechischen Nationalfeiertag zahlreiche Griechische Gemeinden, Tanzgruppen und Vereine in Stuttgart.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Viersen/Stuttgart – Hunderte Griechen zogen am 21. Oktober in einer Parade mit Flaggen und in traditionellen historischen Trachten durch Stuttgart. Eine Veranstaltung, die von tausenden Zuschauern verfolgt wurde. Gefeiert wurde das Heldenepos von 1940, meist bekannter als der Ochi-Tag (Oxi-Tag). Es war mittlerweile die zweite Parade der Griechischen Gemeinden in Deutschland in der Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg, zu der auch die Griechische Gemeinde Viersen mit ihrem Vorsitzenden Nikos Ioannidis angereist war. Es war nicht die weiteste Anreise, denn auch die Botschafterin Griechenlands in Deutschland, Mara Marinaki und der Generalsekretär für Auslandsgriechen, Giannis Chrysoulakis, nahmen gemeinsam mit Dr. Fabian Mayer, dem Bürgermeister der Stadt Stuttgart, teil. Die Teilnehmer formten zusammen einen beeindrucken Querschnitt durch die verschiedenen Volksgruppen – sei es nun von der Insel Mykonos oder aus Makedonien.

Nikos Ioannidis, der Vorsitzende der Griechischen Gemeinde Viersen, mit seinem Sohn bei der Parade. Foto: Privat

Doch wie kam es zum Ochi-Tag oder Oxi-Tag, also dem Jahrestag des Nein (griech. Επέτειος του Όχι – Epétios tou Ochi) und dem Gedenktag der Griechischen Diaspora?

Dazu müssen wir etwas früher anfangen und zwar am 7. April 1939, als Italien Albanien besetzte. Es war eine klare Botschaft Richtung Griechenland und damit diese auch von der Politik in Griechenland verstanden wurde, ließ Mussolini am 15. August 1940 im Hafen der Insel Tinos den Kreuzer Elli durch das italienische U-Boot Delfino torpedieren. Der Kreuzer hatte wegen der Feierlichkeiten am Muttergottestag geankert und riss beim Sinken neun Menschen mit sich. Ministerpräsident Ioannis Metaxas wollte Griechenland im Zweiten Weltkrieg neutral halten und reagierte nicht, auch nachdem die Torpedos eindeutig Italien zugeordnet wurde. Mussolini deutete hieraus eine Schwäche und legte am 15. Oktober 1940 seine Angriffspläne gegen Griechenland einem kleinen Kreis Vertrauter vor. Eigentlich sollte Angriff auf Griechenland ein Spaziergang werden, schließlich war Italien zahlenmäßig überlegen.

Noch in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober veranstaltete die italienische Botschaft in Athen eine Operngala, bei der Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ aufgeführt wurde und der italienische Botschafter Emanuele Grazzi feierte gemeinsam mit Metaxas und dem griechischen König Georg die griechisch-italienische Freundschaft, für die eine Torte mit der Aufschrift „Lang lebe Griechenland“ angeschnitten wurde.
Am Montag, 28. Oktober 1940, kurz nach 3:00 Uhr in der Nacht, klingelte der italienische Botschafter Emanuele Grazzi am Wohnhaus von Metaxas in Kifissia, einem Vorort von Athen. Im Gepäck ein Ultimatum, welches der Ministerpräsident im Morgenmantel in Empfang nahm.

Es war ein Telegramm der italienischen Regierung mit den Forderungen, dass Griechenland den Achsenmächten erlauben sollte ihr Land zu betreten und nicht näher spezifizierte „strategisch wichtige Punkte“ zu besetzen. Eine Ablehnung würde ab 6:00 Uhr Krieg bedeuten. Metaxas Antwort war klar: „Sowohl die Sache, als auch die Art und Weise, sehe ich als Kriegserklärung Italiens.“ Grazzi schreibt dazu in seinen Erinnerungen als Erwiderung: „Nicht notwendigerweise, Exzellenz“, und Metaxas unterstrich: „Doch, es ist notwendig.“ Gewartet bis zur vorgegeben Zeit haben die Italiener übrigens nicht, sie marschierten bereits um 5:30 Uhr von Albanien aus ein und so wurde auch Griechenland Teil des Zweiten Weltkrieges. (opm)

Auch die Botschafterin Griechenlands in Deutschland, Mara Marinaki und der Generalsekretär für Auslandsgriechen, Giannis Chrysoulakis, nahmen gemeinsam mit Dr. Fabian Mayer, dem Bürgermeister der Stadt Stuttgart, teil. Foto: Privat