Jedes Jahr versammeln sich orthodoxe Christen, um den heiligen Phanourios (auch bekannt als Fanouris) zu ehren, ein Schutzpatron für alle, die auf der Suche nach Verlorenem sind. Bekannt als „der Offenbarer“, steht dieser Märtyrer für Hoffnung und Gnade.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Götter & Gelehrte – Sein Gedenktag, der 27. August, markiert den Tag seines Martyriums und wird mit einer besonderen Liturgie und einer einzigartigen Tradition begangen: dem Backen der Fanouropita. Dieser Rosinenkuchen steht als Symbol für Dank und Bitte und betont die enge Verbindung zwischen den Gläubigen und ihrem Heiligen, der nicht nur verlorene Gegenstände, sondern auch innere Orientierung offenbaren kann.
Die Legende des Phanourios wurzelt tief in den Überlieferungen der Insel Rhodos. Der heilige Phanourios (griechisch: Άγιος Φανούριος, was „der Offenbarer“ bedeutet), auch bekannt als der heilige Phanourios der Neuoffenbarte (griechisch: Άγιος Φανούριος ο Νεοφανής), wurde durch eine Ikone berühmt, die im 14. Jahrhundert in den Ruinen einer frühchristlichen Kapelle entdeckt wurde. Die Darstellung zeigt ihn in der Rüstung eines Soldaten, ein leuchtendes Kreuz in der Hand, umgeben von zwölf Szenen seiner Martyrien. Dieses eindrucksvolle Bild, das seine Standhaftigkeit und seinen tiefen Glauben bezeugt, wurde zum Symbol seiner Verehrung.
Besonders bemerkenswert ist die ikonografische Darstellung, in der Phanourios oft als Drachentöter erscheint. Diese Szenen, meisterhaft von dem kretischen Künstler Angelos Akotantos festgehalten, symbolisieren seinen Schutz vor Gefahren – eine Eigenschaft, die ihm in Zeiten der osmanischen Invasion zugeschrieben wurde, als er vielen Kretern angeblich das Leben rettete. In den moderenen Darstellungen sieht man ihn allerdings meist mit Kerze und Kreuz.
Die Gläubigen backen am Festtag des Heiligen einen speziellen Kuchen, die Fanouropita, der traditionell aus einfachen, fastenkonformen Zutaten besteht. Der Kuchen wird während der Liturgie gesegnet und anschließend an Freunde und Familie verteilt. Dieses Ritual ist mehr als ein Ausdruck der Dankbarkeit: Es steht für die Hoffnung, dass der Heilige verlorene Gegenstände oder sogar Menschen wieder „offenbart“.
Die Zubereitung der Fanouropita ist eng mit der Bitten der Gläubigen verbunden. Oft wird dabei ein leises Gebet gesprochen, um den Schutz und die Fürsprache des Heiligen zu erbitten. Die Geste ist nicht nur eine religiöse, sondern auch eine zutiefst menschliche Tradition, die die Gemeinschaft stärkt.
Die Geschichte des heiligen Phanourios und seiner wundersamen Ikone erinnert an die Kraft des Glaubens, die auch nach Jahrhunderten unerschütterlich bleibt. Seine Verehrung hat sich von Rhodos aus über ganz Griechenland und Zypern verbreitet und inspiriert bis heute Millionen Menschen, den Mut nicht zu verlieren und auf Hilfe zu vertrauen – sei es bei alltäglichen Sorgen oder in schweren Zeiten. (sd)
