Die neobyzantinische Kirche in Patras, Agios Andreas, beherbergt nicht nur eine Schädelreliquie des heiligen Andreas, die nahe gelegene Quelle war zudem bereits in der Antike als Orakel bekannt.
Von Redakteurin Ebru Ataman
Patras – Ungefähr auf der Höhe des Leuchtturms von Patras gelegen, findet sich die neobyzantinische Kirche Agios Andreas. Direkt zwei Kirchen wurden hier dem Ortspatron geweiht, der laut einer Legende den Märtyrertod starb. In beiden Kirchen finden sich Reliquien des Apostels, darunter die Schädelreliquie des Ortspatrons. In der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Konstantinopel gebracht, reiste sie nach dem Frankeneinfall nach Italien, gelangte allerdings 1964 nach Patras zurück. Neben dieser Reliquie werden in der Kirche zudem Teile des Kreuzes aufbewahrt, an dem der Apostel Andreas mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde.
Zwar wurde das Kreuz des Erstberufenen und Schüler Jesus in der französischen Revolution durch ein Feuer beschädigt, dennoch konnten die Überreste bis heute geschützt und erhalten werden.
Beide Kirchen in Patras sind auf ihre Art und Weise etwas Besonderes und befinden sich in unmittelbarer Nähe. 1836 bis 1843 wurde die erste Kirche errichtet, welche von außen wesentlich unscheinbarer erscheint. Die Gläubigen nehmen sich gerne die Zeit für die ältere der beiden Kirchen, wird hier doch ein Teil des Fingers des Apostels Andreas in einem Marmorgrab aufbewahrt.
Von 7.00 Uhr morgens bis 13.00 Uhr nachmittags und von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr abends ist zudem ein Freiwilliger vor Ort, der Interessierte zu der Türe der heiligen Quelle führt, die neben dem klassizistischen Gebäude entspringt und meist zu den Öffnungszeiten auch ohne Begleitung zu besichtigen ist. Die Quelle mit angeblich wundertätigem Wasser, wurde bereits in der Antike als Orakelquelle des Demeterheiligtums verehrt.
Prachtvoller die zweite Kirche des Heiligen Apostels Andreas des Erstberufenen, die 1908 durch König Georg I. gestiftet wurde und 1974 eingeweiht werden konnte. Sie gehört zu den größten griechische-orthodoxen Kirchengebäuden des Kontinents, bietet Platz für über 5000 Menschen und ist ganztäglich geöffnet. Die Pläne zu dem beeindruckenden Bauwerk hat der Architekt Anastasios Metaxas entworfen, verstorben 1937 setzte Georgios Nomikos seine Arbeit fort.
Bereits am Eingang empfangen den Besucher die traditionellen Kerzen, die sich jeder Kirchenbesucher gegen eine Spende nehmen kann. Im griechisch-orthodoxen Glauben werden Kerzen für die Lebenden und Toten an der gleichen Stelle angezündet, während der Gläubige einen Wunsch ausspricht.
In der Mitte der beeindruckenden Kirche befindet sich ein fünf Meter hohes goldenes Kreuz, welches von einer 50 Meter hohen Kuppel ebenso umrahmt wird, wie zwölf kleinere Kreuze und Nebenkuppeln, die Jesus und seine Aposteln symbolisieren. Im linken Flur der Kirche hat die Kirche die erhaltenen Teile des Apostelkreuzes aufgebahrt, nachdem Andreas im Jahr 66. n. Chr. gekreuzigt wurde. Ebenfalls das Epitaph, ein Grabdenkmal, welches die Beisetzung Jesus Christus symbolisiert, ist hier zu besichtigen. Im rechten Flur in einem silbernen Schrein und hinter Schutzglas die Timia Kara (Schädelreliquie) des Apostels. (ea)