Der 6. Dezember wird in der ganzen Welt als Gedenktag des Heiligen Nikólaos von Myra gefeiert – eine der beliebtesten und verehrtesten Gestalten des Christentums. Insbesondere in der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Heilige nicht nur als Patron der Seefahrer, sondern auch als Beschützer der Bedürftigen und als Wundertäter verehrt.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen
Aktuell/Götter & Gelehrte – Der griechische Name „Nikólaos“ (Νικόλαος) bedeutet „Sieg des Volkes“ und spiegelt das Leben eines Mannes wider, der in einer von Herausforderungen geprägten Zeit zu einem Symbol der Hoffnung und des Mitgefühls wurde.
Nikólaos (Nikolaus von Myra) wurde zwischen 270 und 286 n. Chr. in Patara, einem antiken Ort in der Region Lykien, geboren, der heute in der Türkei liegt. In jungen Jahren bereits als sehr bekannt, trat er früh in den Dienst der Kirche. Im Alter von 19 Jahren weihte ihn sein Onkel, der Bischof von Myra, zum Priester und wenig später wurde er zum Abt des nahegelegenen Klosters Sion berufen. Sein Leben war von einer tiefen Religiosität und einer unermüdlichen Hingabe an die Armen und Notleidenden geprägt. Besonders bekannt ist er für seine Großzügigkeit, als er sein Erbe an die Bedürftigen verteilte, was ihm den Ruf eines Wohltäters einbrachte.
Während der Christenverfolgung im Jahr 310 wurde Nikólaos verhaftet und gefoltert, was ihn jedoch nicht daran hinderte, weiterhin für das Wohl der Gläubigen zu kämpfen. In dieser Zeit soll er auch an dem historischen Konzil von Nicäa teilgenommen haben, wobei eine besonders markante Legende von ihm berichtet, wie er den Häretiker Arius während des Konzils geohrfeigt haben soll. Diese Anekdote veranschaulicht die leidenschaftliche Verteidigung des rechten Glaubens, die den Heiligen auszeichnete.
Über Nikólaos Leben ranken sich zahlreiche wundersame Erzählungen, die von den ersten Jahren seiner Kindheit bis hin zu seiner Wirkung nach dem Tod reichen. Besonders in der orthodoxen Tradition nimmt die Zahl seiner Wundertaten eine zentrale Rolle ein.
Die mitgiftspende: Eine der bekanntesten Legenden ist die Geschichte von Nikólaos geheimen Geschenken an einen verarmten Vater, der seine Töchter aufgrund fehlender Mitgift nicht standesgemäß verheiraten konnte. Drei Nächte hintereinander soll Nikólaos dem Vater heimlich große Goldklumpen geschenkt haben, um die Ehre der Töchter zu retten. Aus dieser Erzählung stammt auch das ikonografische Attribut des Heiligen: drei goldene Kugeln, die oft als Symbol für Großzügigkeit und die Rettung vor Armut dargestellt werden.
Stillung des Sturms: Als Bischof von Myra soll Nikólaos in einer weiteren berühmten Geschichte ein Schiff in Seenot erschienen sein, die Wellen beruhigt und das Schiff sicher in den Hafen geführt haben. In der Orthodoxen Kirche wird er deshalb als Schutzpatron der Seefahrer verehrt.
Das Kornwunder: Im Jahr eines großen Hungersnot soll Nikólaos von Myra ebenfalls ein Wunder vollbracht haben. Als ein Schiff mit Getreide für den Kaiser in Konstantinopel vor Anker lag, bat Nikólaos die Seeleute, einen Teil der Vorräte abzuladen, um den Hungernden zu helfen. Trotz der Bedenken der Seeleute stellte sich heraus, dass die Menge des Getreides sich nach der Entnahme nicht verändert hatte – ein weiteres Zeichen seiner wundersamen Fürsorge.
Nach seinem Tod wurde Nikólaos in Myra beigesetzt, und schon bald begann das erste Wunder an seinem Grab. Im 11. Jahrhundert wurden seine Gebeine von Myra nach Bari, Italien, überführt, wo sie noch heute in der Basilika San Nicola verehrt werden. Jährlich am 9. Mai feiern Gläubige die sogenannte „Translatio“, die Feier der Reliquientranslation, und es gibt Berichte über die sogenannte „Manna“, eine heilende Flüssigkeit, die sich in seinem Grab bildet und von den Pilgern als Wundermittel verehrt wird.
Der 6. Dezember ist in der orthodoxen Kirche ein bedeutender Gedenktag, an dem Gläubige weltweit Nikólaos von Myra huldigen. Besonders in der russisch-orthodoxen Kirche wird die Heilige auf der Ikonostase als eine der drei Hauptikonen verehrt, neben Christus und der Gottesmutter. In vielen orthodoxen Ländern, wie Serbien und Griechenland, wird dieser Tag mit festlichen Gottesdiensten und Gebeten gefeiert.
Die Verehrung des heiligen Nikolaus von Myra erstreckt sich über weite Teile der Welt. In Süditalien, insbesondere in Bari, wird der Heilige als Stadtpatron verehrt. Auch in der russischen und serbischen Kirche wird neben dem Gedenktag am 6. Dezember auch die Translation seiner Reliquien in Bari am 9. Mai gefeiert. (dt)