Meletios der Jüngere: Ein byzantinischer Heiliger, Pilger und Klostervorsteher

Meletios der Jüngere (ca. 1035 – ca. 1105), auch bekannt als Meletios von Myoupolis, war eine bedeutende Figur des byzantinischen Mönchtums und wird in der Ostorthodoxen Kirche als Heiliger verehrt. Sein Festtag wird am 1. September gefeiert. Sein Leben war geprägt von tiefer Religiosität, asketischer Disziplin und weiten Pilgerreisen, die ihn durch das gesamte christliche Abendland und das Heilige Land führten.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Gedenktag: 1. September

Götter & Gelehrte – Meletios wurde im kappadokischen Dorf Moutalaske geboren, das bereits als Heimatort des Heiligen Sabbas des Geheiligten berühmt war. Im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren verließ er sein Elternhaus und begab sich in die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, Konstantinopel, wo er das Mönchsgelübde ablegte. Drei Jahre verbrachte er dort in klösterlicher Zurückgezogenheit, bevor ihn der Drang zu pilgern ergriff.

Seine erste Pilgerreise führte ihn jedoch nicht weit. Er ließ sich im Eukterion des Heiligen Georg nahe Theben nieder, wo er zehn Jahre in strenger Askese lebte. Mit 28 Jahren entschied er sich erneut, die Welt zu bereisen, und begab sich auf eine ausgedehnte Pilgerfahrt.

Meletios reiste zunächst ins Heilige Land, wo er drei Jahre verweilte und zahlreiche heilige Stätten besuchte. Er durchquerte Jerusalem, Galiläa und die Region um den Jordan. Besonders bedeutend war sein Aufenthalt im Kloster des Heiligen Sabbas, das als eines der geistigen Zentren der orthodoxen Welt galt.

Seine Reisen führten ihn weiter nach Rom, dem Zentrum der westlichen Christenheit. Einer Quelle zufolge soll er sogar bis nach Santiago de Compostela in Spanien gepilgert sein, ein Ziel, das unter byzantinischen Pilgern selten war. Die Berichte über diese Pilgerfahrt sind jedoch umstritten.

Nach seinen ausgedehnten Reisen kehrte Meletios nach Griechenland zurück und ließ sich auf dem Berg Myoupolis nieder. Dort wurde er von Patriarch Nikolaus III. von Konstantinopel zum Priester geweiht. Um 1081 erwarb er das Kloster Symboulon, das später nach ihm in Hosios Meletios umbenannt wurde.

In seinem Kloster führte Meletios die Praktiken der palästinensischen Klostertradition ein. Er kombinierte das gemeinschaftliche Mönchtum mit der Einsiedelei in sogenannten Paralaurien, einer Mischung aus Klostergemeinschaft und Eremitentum. Seine Strenge und Führungsstärke machten das Kloster zu einem geistigen Zentrum. Kaiser Alexios I. Komnenos erkannte seine Verdienste an und unterstützte das Kloster mit einer jährlichen Spende von 422 Hyperpyra.

Meletios starb um das Jahr 1105 oder möglicherweise erst 1110 in seinem Kloster. Zwei bedeutende Biographien wurden nach seinem Tod verfasst: eine von Nikolaus von Methone und eine von Theodor Prodromos. Während Nikolaus Meletios als sorgfältigen Klostervorsteher beschreibt, betont Theodor seine Abenteuer als Pilger.

Nikolaus hebt Meletios Einsatz für die Klostergemeinschaft hervor, seine Fähigkeit, das Kloster vor Bränden zu schützen und sogar Gärten vor Kaninchen zu bewahren. Theodor hingegen schildert dramatische Episoden: So soll Meletios einst aus Theben geflohen sein, nachdem eine adlige Dame ihn zu verführen versuchte. Zudem berichtet er von einer Episode, in der Meletios von muslimischen Angreifern bedrängt und von einem christlichen Araber gerettet wurde.

Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven bleibt Meletios eine faszinierende Persönlichkeit der byzantinischen Kirchengeschichte. Seine Hingabe, seine Pilgerreisen und seine Reformen machten ihn zu einem bedeutenden Heiligen, dessen Andenken bis heute in der Ostorthodoxen Kirche bewahrt wird. (jk)

Foto: Hellas-Bote

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