Lilaia: Eine antike Stadt im Herzen Phokis

Im Herzen der griechischen Region Phokis, etwa 15 Kilometer nördlich des berühmten Orakels von Delphi, liegt die antike Stadt Lilaia. Einst eine blühende Polis, zeugen heute beeindruckende Überreste ihrer bewegten Geschichte und kulturellen Bedeutung.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Geschichte/Reisen – Der Name Lilaia leitet sich von der Najade Lilaia ab, einer Tochter des Flussgottes Kephisos. Der Legende nach entsprang sie den Quellen des Kephisos, die nördlich der Akropolis der Stadt liegen und heute als Kephalovrisis bekannt sind. Diese Quellen galten in der Antike als besonders bemerkenswert, der Reiseschriftsteller Pausanias berichtete, dass sie gelegentlich wie ein brüllender Stier klangen.

Die Stadt erstreckt sich vom etwa 440 Meter hohen Akropolishügel den Steilhang hinab in die Ebene. Eindrucksvolle Reste der Stadtmauer mit Wachtürmen sind heute noch sichtbar und zeugen von der strategischen Bedeutung von Lilaia. Im Tal östlich der Stadt führte eine Straße über Arachova nach Delphi, was Lilaia zu einem wichtigen Knotenpunkt machte. Historisch gesehen blieb Lilaia von der Zerstörung durch Xerxes I. im Jahr 480 v. Chr. verschont, vermutlich weil sie sich, wie viele dorische Städte, den Persern unterwarf.

Dennoch erlitt die Stadt im Laufe der Jahrhunderte mehrere Zerstörungen: während sowohl des Dritten Heiligen Krieges um 350 v. Chr. als auch nach der Schlacht bei Chäroneia 338 v. Chr. Die heute sichtbaren Stadtmauern wurden kurz nach der letzten Zerstörung errichtet. Später eroberte der makedonische Demetrios I. Poliorketes die Stadt, und erst unter der Herrschaft von Philipp V. konnte sich Lilaia vom makedonischen Joch befreien.

Ihre Blütezeit erlebte Lilaia vom 5. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. Zu Pausanias Zeiten verfügte die Stadt über ein Theater, eine Agora, Bäder sowie Tempel für Apollon und Artemis. Die Kultstatuen dieser Tempel wurden aus pentelischem Marmor gefertigt und stammen aus einer Athener Werkstatt. Später existierte in der Region nur noch ein römischer Gutshof. In der spätbyzantinischen Zeit wurde auf der Akropolis ein Wachturm errichtet, der auf die fortwährende strategische Bedeutung des Ortes hingewiesen wurde. Östlich der Stadt, bei Kato Souvala, befand sich ein Tempel des Flussgottes Kephisos, ein Demeter-Heiligtum und die frühbyzantinische Kirche Panagia Eleoussa, die weitere Einblicke in die religiöse Vielfalt und Bedeutung der Region bieten. Heute erinnern die Ruinen von Lilaia an die reiche Geschichte und kulturelle Bedeutung dieser antiken Stadt. (sd)

Foto: Schuppi, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org

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