Die griechisch-orthodoxe Kirche und zahlreiche weitere christliche Gemeinschaften weltweit ehren die Heiligen Kosmas und Damian, deren Leben und Wirken als Sinnbild von Glauben, Hingabe und ärztlicher Berufung ohne Eigennutz gilt.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Götter & Gelehrte – Diese frühchristlichen Zwillingsbrüder, geboren in Syrien und unter Kaiser Diokletian als Märtyrer hingerichtet, stehen für eine einzigartige Mischung aus medizinischer Kompetenz und tiefer Nächstenliebe.
Die Überlieferung beschreibt Kosmas und Damian als Ärzte, die in der Stadt Aigeai (Kilikien) Kranke unentgeltlich behandelten. Bekannt wurden sie durch ihre Wunderheilungen, darunter die legendäre Transplantation eines menschlichen Beines – ein Symbol für die grenzenlose Macht des Glaubens und die heilende Kraft Gottes. Als „Anargyroi“ (wörtlich „die Silberlosen“) verkörperten sie die idealisierte Form der christlichen Uneigennützigkeit, indem sie Armen kostenlos medizinische Hilfe leisteten und sie zum Christentum bekehrten.
Trotz brutaler Christenverfolgung überlebten sie laut Legende mehrere Hinrichtungsversuche, bevor sie letztlich enthauptet wurden. Ihr Lebensweg wurde zur Inspirationsquelle für zahlreiche christliche Gemeinden und Dynastien, darunter die berühmte Medici-Familie, die Kosmas und Damian zu ihren Schutzpatronen erklärt.
Kosmas und Damian gelten als Schutzheilige zahlreicher Berufsgruppen, darunter Ärzte, Apotheker und Friseure, sowie als Fürsprecher in Notlagen wie Pest und Pferdekrankheiten. In Städten wie Essen, Florenz und Bremen stehen ihre Reliquien und Kultstätten bis heute im Mittelpunkt kirchlicher und kultureller Feierlichkeiten.
In einer Welt, die zunehmend von ökonomischen Zwängen geprägt ist, mahnen Kosmas und Damian mit ihrem Leben zu uneigennütziger Hilfe und Mitmenschlichkeit. Sie erinnern uns daran, dass echte Heilung nicht allein durch medizinische Kunst, sondern durch Liebe und Hingabe geschieht. Die deutsche Bauernregel „St. Kosmas und St. Damian fängt das Laub zu färben an“ markiert den Beginn des Herbstes und verknüpft das Gedenken an die Heiligen mit dem Lauf der Natur.
Die Heiligen Kosmas und Damian werden in der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen an unterschiedlichen Tagen und mit spezifischen Ritualen geehrt. Diese Gedenktage spiegeln die Vielfalt der Traditionen und die weitreichende Verehrung der beiden Märtyrer wider.
In der römisch-katholischen Kirche wird der Hauptgedenktag der Heiligen am 26. September gefeiert. Dieser Termin ist eng mit der Weihe der Kirche der beiden Heiligen in Rom verbunden, deren ursprüngliches Weihedatum auf den 27. September datiert ist. Die Basilika Santi Cosma e Damiano am Forum Romanum in Rom, die im 6. Jahrhundert errichtet wurde, ist eine zentrale Kultstätte und erinnert an die lange Verehrung der Heiligen in der westlichen Christenheit.
In der griechisch-orthodoxen Kirche und anderen orthodoxen Traditionen werden Kosmas und Damian zweimal im Jahr, am 1. Juli und 1. November, gefeiert. An zwei Tagen finden Gottesdienste und Prozessionen statt, bei denen das Leben und Wirken der „heiligen und wundertätigen Anargyroi“ (ἀνάργυροι, „die Silberlosen“) im Mittelpunkt stehen.
In den orthodoxen Kirchen werden Kosmas und Damian nicht nur an besonderen Gedenktagen geehrt. Während der Proskomidie – der Vorbereitung auf die Eucharistie in der Göttlichen Liturgie – wird „der heiligen und wundertätigen Anargyren Kosmas und Damian sowie aller heiligen Uneigennützigen“ gedacht. Dies zeigt, dass ihr uneigennütziges Wirken und ihre Rolle als Fürsprecher stets präsent sind und ihre Verehrung fest in die Liturgie integriert ist. (sd)
