Kassander, geboren um 350 v. Chr., war eine der zentralen Figuren im Makedonischen Reich nach dem Tod Alexanders des Großen. Als Sohn des einflussreichen Feldherrn Antipatros, der die Regentschaft in Makedonien innehatte, wuchs Kassander in einer Zeit voller politischer und militärischer Unruhen auf. Seine Lebensgeschichte ist eine der Verrat, strategischen Allianzen und blutiger Kämpfe um Macht und Einfluss im Nachgang von Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Geschichte – Nachdem Alexander der Große gestorben war, zerfiel sein riesiges Reich, das sich von Griechenland bis nach Indien erstreckte. In der Folge erhielten verschiedene Generäle und Vertraute des verstorbenen Königs die Kontrolle über die einzelnen Provinzen. Kassander, der zu dieser Zeit bereits eine bedeutende militärische Karriere hinter sich hatte, spielte eine Schlüsselrolle in den Machtkämpfen um die Nachfolge Alexanders. Sein Vater Antipatros, der eine wichtige Stellung in Makedonien innehatte, starb 319 v. Chr., und Kassander trat in dessen Fußstapfen. Doch seine politische Karriere wurde durch die komplizierten Beziehungen zu anderen Diadochen (den Nachfolgern Alexanders) überschattet.
Die Machtverhältnisse in Griechenland und Makedonien waren von Intrigen und Kämpfen geprägt. Als der Regentschaftsbereich von Kassander durch den neuen Reichsverwalter Polyperchon bedroht wurde, entschloss sich Kassander, die politische Auseinandersetzung mit eigenen Mitteln zu suchen. Er bildete eine Allianz mit anderen Diadochen und konnte durch seine geschickte Strategie die Kontrolle über Griechenland und Teile des makedonischen Reiches gewinnen. Besonders bemerkenswert ist, dass er die Unterstützung vieler griechischer Städte erlangte, als er die Athener in die Zange nahm und mit ihnen ein hartes Regime etablierte, um die Demokratie zu zerschlagen und oligarchische Strukturen einzuführen.
Ein dramatischer Wendepunkt in Kassanders Leben war seine Konfrontation mit Olympias, der Mutter Alexanders des Großen. Kassander hatte nicht nur politische Ambitionen, sondern strebte auch an, sich selbst als König zu etablieren. Im Jahr 316 v. Chr. ergriff er die Gelegenheit und ließ Olympias hinrichten, was ihm die Macht in Makedonien sicherte. Doch Kassanders politische Manöver führten zu einem weiteren Wendepunkt: Er heiratete die Schwester Alexanders, Thessaloniki, um seine Ansprüche zu legitimieren und eine dynastische Verbindung zu schaffen. Im Jahr 315 v. Chr. gründete er die Stadt Thessaloniki, die nach seiner Frau benannt wurde.
Trotz dieser Erfolge war Kassander niemals ohne Widersacher. Besonders die Antigoniden, unter der Führung von Antigonos Monophthalmos und später seinem Sohn Demetrios Poliorketes, standen ihm wiederholt als Gegner gegenüber. Kassander gelang es jedoch, die Schlacht von Ipsos im Jahr 301 v. Chr. zu gewinnen, als Antigonos in einer entscheidenden Auseinandersetzung fiel. Diese Schlacht verschaffte Kassander endgültig die Oberhand über Makedonien und festigte seine Position als König.
Kassander regierte Makedonien bis zu seinem Tod im Jahr 297 v. Chr. Er starb an den Folgen einer Erkrankung, aber sein Tod hinterließ eine Zerrissenheit innerhalb der makedonischen Nachfolgestaaten. Nach seinem Ableben kam es zu weiteren Kämpfen zwischen seinen Nachkommen und den Diadochen, die letztlich zur Entstehung neuer Dynastien führen, insbesondere der Antigoniden-Dynastie. (sd)
