In der Stille des abendlichen Lichts, als der Duft von ungesäuertem Brot und gereiftem Wein die Luft erfüllte, versammelte sich Jesus Christus mit seinen zwölf Aposteln zum letzten Mahl.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Götter & Gelehrte – Dieses tiefgreifende Ereignis, das den Kern christlicher Liturgie bildet, wird mit besonderer Ehrfurcht gefeiert. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Erinnerung an das Mahl selbst, sondern auch die Weitergabe eines göttlichen Bundes, der bis heute Bestand hat.
Der Gründonnerstag markiert in der christlichen Tradition den feierlichen Auftakt des „Triduum Sacrum“, der drei heiligen Tage, die Leiden, Tod und Auferstehung Jesu umfassen. In christlichen Kirche nimmt das letzte Abendmahl eine herausragende Stellung ein, denn es ist mehr als ein historisches Ereignis – es ist die Stiftung der Eucharistie, die als zentrales Sakrament des Glaubens bis heute gelebt wird.
Die Evangelien berichten übereinstimmend, dass Jesus das Brot brach, es seinen Jüngern reichte und sprach: „Nehmt, esst, dies ist mein Leib.“ Ebenso reichte er den Kelch mit Wein und sprach: „Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Diese Worte, bekannt als die Einsetzungsworte, bilden das Herzstück jeder heiligen Liturgie. In der christlichen Kirche hat sich der tiefe sakramentale Charakter dieser Handlung bewahrt: Die Eucharistie ist keine bloße Erinnerung, sondern eine gegenwärtige Teilhabe am göttlichen Geheimnis.
Die Feier des letzten Abendmahls in der christlichen Kirche folgt einer feierlichen und erhabenen Liturgie. Der Gottesdienst beginnt mit der Lesung aus dem Evangelium, in der das letzte Mahl und die Einsetzung des Sakraments der Eucharistie verkündet werden. Ein besonderes Ritual stellt die Fußwaschung dar, die an die demütige Geste Jesu erinnert, als er den Jüngern die Füße wusch und damit ein Zeichen der Liebe und Dienerschaft setzte.
Die Theologie sieht in der Eucharistie nicht nur eine symbolische, sondern eine real-mystische Vergegenwärtigung des Opfers Christi. Der göttliche Akt der Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, bekannt als „metousiosis“, unterscheidet sich in Nuancen von der westlichen Transsubstantiationslehre, ist aber ebenso von tiefster sakramentaler Bedeutung.
Jede Feier des heiligen Mahles ist eine Fortführung dessen, was Jesus mit seinen Jüngern begann. Sie erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft und zugleich an die Befreiung der Menschheit durch Christi Opfer. In der christlichen Kirche ist das Abendmahl daher nicht nur eine Gedächtnishandlung, sondern eine lebendige Begegnung mit dem Erlöser.
Das letzte Abendmahl Jesu bleibt nicht nur ein zentraler Bestandteil der Karwoche, sondern ein grundlegendes Fundament des christlichen Glaubens. Die Feier dieser heiligen Handlung erinnert die Gläubigen daran, dass sie durch die Eucharistie in eine tiefe Gemeinschaft mit Christus eintreten. In der feierlichen Liturgie des Gründonnerstags offenbart sich das Geheimnis des Glaubens: Christus, der sich selbst hingibt, um Leben zu schenken – damals, heute und in alle Ewigkeit. (sk)
