Nikolaos K. Germanos (1862–1935) war weit mehr als nur ein Zoologe. Er war ein Visionär, ein akademischer Pionier und eine zentrale Figur in der Entwicklung der Stadt Thessaloniki.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Geschichte – Seine Reise begann in den bescheidenen Gefilden von Vavdo, einem malerischen Dorf auf Chalkidiki, und führte ihn über die akademischen Stätten Athens und Deutschlands bis hin zu internationalen Forschungszentren, wo er bahnbrechende wissenschaftliche Arbeiten durchführte.
Geboren 1862, zog es Germanos bereits in jungen Jahren in die Welt der Wissenschaft. Seine akademische Laufbahn begann in Athen, doch sein Wissensdurst führte ihn bald nach Deutschland, wo er sich tiefgehend mit der Zoologie beschäftigte. Sein Nachname „Germanos“ stammt aus dieser Zeit, da sein ursprünglicher Familienname „Liolios“ war. Seine wissenschaftliche Arbeit erregte schnell internationale Aufmerksamkeit, was ihm eine Einladung an das renommierte Jenaer Institut einbrachte. Unter der Führung von Professor Heikel vertiefte er dort seine Forschung und wurde aufgrund seiner herausragenden Leistungen an das Internationale Aquarium in Neapel entsandt. Dort widmete er sich ein Semester lang der Erforschung von Meerestieren und legte so den Grundstein für seine späteren zoologischen Projekte in Griechenland.
Nach seiner Rückkehr nach Athen wurde Germanos als Professor für Naturgeschichte am Athener Lehrerkolleg berufen. Doch sein wissenschaftlicher Ehrgeiz kannte keine Grenzen. 1900 verwirklichte er ein lang gehegtes Projekt: die Gründung des ersten Zoos und des ersten Aquariums Griechenlands. Ein Meilenstein in der griechischen Wissenschaftsgeschichte, der sein Vermächtnis nachhaltig prägen sollte.
Von 1906 bis 1915 war er zudem als Dozent und Kurator am Physiographischen Museum der Universität Athen tätig, wo er eine Generation junger Wissenschaftler inspirierte. Sein Wissen und seine Forschung trugen wesentlich zum Verständnis der griechischen Fauna bei und festigten seinen Ruf als einer der bedeutendsten Zoologen des Landes.
Die politische Laufbahn von Nikolaos Germanos war ebenso beeindruckend wie seine wissenschaftliche Karriere. Nach der Befreiung Mazedoniens kehrte er nach Thessaloniki zurück und wurde 1915 auf der Liste der Anti-Venizelis-Kandidaten zum Abgeordneten gewählt. Später, im Jahr 1920, diente er als Stadtrat und sogar als Bürgermeister von Thessaloniki. Seine Leidenschaft für die Stadt war offensichtlich, und er nutzte sein politisches Amt, um nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.
Eine seiner größten Errungenschaften war die Initiierung der Internationalen Messe von Thessaloniki im Jahr 1925. Durch seine Memoranden und seinen unermüdlichen Einsatz gelang es ihm, die Genehmigung für diese bedeutende Institution zu erhalten. Diese Messe entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem der wichtigsten Wirtschaftszentren Griechenlands und trägt bis heute zur internationalen Vernetzung der Stadt bei. Nikolaos Germanos starb 1935 in Athen, doch sein Erbe lebt weiter. Als Begründer des ersten griechischen Zoos, als renommierter Zoologe und als tatkräftiger Politiker hinterließ er Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. (pv)
