Spyridon Lambros, geboren am 8. April 1851 auf der Insel Korfu, war eine bedeutende Persönlichkeit Griechenlands, die in den Bereichen Geschichte, Sport und Politik bedeutende Spuren hinterließ.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Geschichte – Als jüngster Sohn des Numismatikers Paulos Lambros und Georgia Frankopoulou verbrachte er seine frühen Jahre auf Korfu, bevor die Familie 1860 nach Athen zog. Dort erhielt er zunächst Privatunterricht und besuchte anschließend das 2. Gymnasium, wo der Historiker Aristides Kyprianos seinen Bildungsweg maßgeblich beeinflusste.
Sein Studium der Philologie absolvierte Lambros von 1867 bis 1871 an der Nationalen Universität Athen. Bereits während dieser Zeit veröffentlichte er 1870 einen Bericht über die Ausgrabungen des Panathenäischen Stadions. Anschließend vertiefte er seine Studien in Berlin und promovierte 1873 an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über die kultische Verehrung mythischer Gründer griechischer Kolonien. Weitere Studien führten ihn nach London, Paris und Wien, bevor er 1890 eine Professur für Geschichte und Klassische Literatur an der Universität Athen übernahm. In den Jahren 1893–1894 sowie 1912–1913 diente er als Dekan der Universität und wurde 1907 zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Neben seiner akademischen Laufbahn engagierte sich Lambros intensiv im Sportbereich. 1897 wurde er Präsident des Sportvereins Panellinios Athen und setzte sich für die Gründung der Griechischen Vereinigung der Amateurathleten (SEAGS) ein, deren erster Präsident er bis 1906 war. Als Generalsekretär des Olympischen Komitees spielte er eine entscheidende Rolle bei der Organisation der Olympischen Zwischenspiele 1906 in Athen.
Politisch trat Lambros in einer turbulenten Zeit auf die Bühne. Während des Nationalen Schismas in Griechenland, als das Land zwischen den Lagern von König Konstantin I. in Athen und Ministerpräsident Eleftherios Venizelos in Thessaloniki gespalten war, wurde Lambros am 10. Oktober 1916 vom König mit der Regierungsbildung betraut. Seine Regierung kontrollierte jedoch lediglich Südgriechenland und musste nach Unruhen in Athen im Februar 1917 zurücktreten. Nach dem Exil des Königs zog sich Lambros aus dem politischen Leben zurück und verstarb am 23. Juli 1919 auf der Insel Skopelos. (jk)
