Am heiligen Berg Athos, wo Himmel und Erde in tiefer Stille miteinander verschmelzen, thront das ehrwürdige Kloster Docheiariou, ein Zeugnis des Glaubens und der Hingabe.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Götter & Gelehrte – Dort ruht eine Ikone, die nicht nur die Herzen der Gläubigen erleuchtet, sondern auch als lebendiges Zeichen göttlicher Nähe gilt: die Heilige Jungfrau Maria Gorgoepikoos. Ihr Name bedeutet „Sie, die schnell hört“, und genau darin liegt das Geheimnis ihrer wundersamen Wirkung, die bis heute die Welt in Ehrfurcht versetzt.
Die Heilige Jungfrau Maria Gorgoepikoos ist keine Person, sondern eine außergewöhnliche Wandmalerei, die tief in der Spiritualität der griechisch-orthodoxen Kirche verwurzelt ist. Entstanden im 11. Jahrhundert, ziert diese Ikone eine Wand des Klosters Docheiariou und gilt als Verkörperung der mütterlichen Fürsorge der Gottesmutter für die Gläubigen.
Ihr Ruhm begann sich im Jahr 1646 zu verbreiten, als sich ein Wunder ereignete, das das Kloster und die gläubige Welt erschütterte. Ein Mönch, der den Anweisungen einer scheinbar menschlichen Stimme nicht gehorchte, erlebte eine dramatische Wendung seines Lebens. Zweimal hörte er, wie ihm eine Stimme aus der Ikone befahl, nicht mit brennenden Fackeln an ihr vorbeizugehen. Doch er ignorierte das Gehörte. Beim dritten Mal wurde ihm die Konsequenz seines Ungehorsams bewusst, als er sein Augenlicht verlor.
Reuevoll verbrachte er Tage und Nächte im Gebet vor der Ikone, bittend um Vergebung und Erleuchtung. Schließlich sprach die Stimme erneut – diesmal voller Gnade: „Heute gebe ich dir dein Augenlicht zurück, und von nun an geh hier nicht mehr mit brennenden Fackeln durch. Ich bin der Wächter dieses Klosters und antworte schnell auf diejenigen, die mich rufen. Von nun an ist mein Name ‚Gorgoepikoos.‘“
Dieses Ereignis markierte den Beginn einer langen Geschichte wundersamer Gebetserhörungen. Bis heute berichten Pilger von Heilungen, geistigen Erneuerungen und unzähligen Gebetserhörungen, die mit der Fürbitte der Heiligen Jungfrau Maria Gorgoepikoos in Verbindung gebracht werden.
In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Ikone am 1. Oktober besonders gedacht. Dieser Tag ist ein Höhepunkt für die Gläubigen, die im Kloster Docheiariou und in Gemeinden weltweit zusammenkommen, um die Heilige Jungfrau Maria Gorgoepikoos zu ehren. Die Feierlichkeiten sind geprägt von Gebeten, Prozessionen und Hymnen, die die schnelle Fürsprache der Gottesmutter preisen.
Die Ikone selbst dient nicht nur als Relikt, sondern als lebendige Verbindung zwischen den Gläubigen und dem Himmel. Sie erinnert daran, dass Gebete nicht ungehört bleiben und dass die Fürbitte der Gottesmutter in Zeiten der Not wie ein Licht in der Dunkelheit ist. (sd)

