In der antiken Mythologie erlangte Amphitryon, Sohn des Alkaios, durch seine Tapferkeit und seine tragischen Schicksalsschläge einen Platz unter den legendären Gestalten Griechenlands. Die Geschichten über diesen mutigen und tragisch geprüften Krieger, der als irdischer Vater des Halbgottes Herakles in die Geschichte einging, fasziniert bis heute.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Götter & Gelehrte – Die Tragödie in Amphitryons Leben begann, als ein Streit um Rinder mit einem tödlichen Unfall endete. In einem Moment der Notwehr traf er versehentlich Elektryon, seinen Onkel und Herrscher von Mykene, tödlich mit seiner Keule. Dieser Vorfall zwang ihn, gemeinsam mit seinem verlobten Alkmene und seinem Neffen Likymnios nach Theben zu fliehen. König Kreon von Theben nahm die Geflüchteten auf, und Likymnios heiratete Amphitryons Schwester Perimede.
Die Bedingung für die Hochzeit mit Alkmene war jedoch, den Tod von Elektryons Söhnen zu rächen, die in einem früheren Konflikt mit den Taphiern umkamen. Mit Unterstützung von König Kreon und dem legendären Jäger Kephalos stellte sich Amphitryon dieser Herausforderung. Um den Teumessischen Fuchs zu überwinden, setzte er den unfehlbaren Jagdhund Lailaps ein, doch Zeus unterbrach, indem er beide Tiere zu Stein verwandelte. Nach einem harten Kampf besiegte Amphitryon die Taphier, unterstützt durch einen Verrat der Königstochter Komaitho, die ihm die Haare ihres Vaters und Anführers der Taphier, Pterelaos, aushändigte und so den entscheidenden Sieg ermöglichte.
Während Amphitryon gegen die Taphier im Feld stand, suchte der Göttervater Zeus in Amphitryons Gestalt die Nähe zu Alkmene. Aus dieser Begegnung ging Herakles hervor, dessen göttliche Abstammung und Stärke schon im Säuglingsalter sichtbar wurden. Die Zwillinge Herakles und Iphikles kamen kurz nach Amphitryons Rückkehr zur Welt. In einer frühen Prüfung legte Amphitryon zwei Schlangen in die Wiege der Kinder, um zu sehen, welcher sein Sohn und welcher der Sohn des Zeus war. Während Iphikles vor Angst floh, würgte Herakles die Schlangen – eine erste Vorahnung seiner zukünftigen Taten.
Zurück in Theben wurde Amphitryon zum Anführer des Heeres ernannt. Seine Erfolge im Krieg gegen die Euböer und Minyer stärken die Stadt. Doch das Schicksal fordert erneut seinen Tribut: Im Kampf gegen die Minyer fiel Amphitryon in einer blutigen Schlacht. Sein Grab in Theben blieb als Symbol seiner Taten und seines tragischen Lebenswegs bestehen.
Amphitryons Geschichte ist in der antiken und modernen Literatur lebendig geblieben. Sie schildert einen Helden, der sowohl den göttlichen als auch den menschlichen Widrigkeiten begegnet, einer Vaterfigur, die Herakles zur Seite steht und dessen Taten den Boden für den Aufstieg des Helden vorbereiteten. (sd)
