Ajax, der Große – Der unbeugsame Held von Troja und seiner Tragödie

Aias, auch bekannt als Ajax, der Große, stammte aus königlichem Hause. Als Sohn von Telamon, dem Herrscher der Insel Salamis, und Periboia, galt er als einer der bedeutendsten griechischen Helden im Trojanischen Krieg.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Götter & Gelehrte – In Homers Ilias wird Aias als Krieger von monumentaler Statur und Stärke beschrieben, den nur der Halbgott Achilleus übertraf. Doch Aias zeichnete nicht nur seine körperliche Überlegenheit aus – zu seinem Beutesklavin Tekmessa verband ihn eine aufrichtige, gegenseitige Liebe, aus der der Sohn Eurysakes hervorging.

Im Krieg trat Aias als Verteidiger und Kämpfer für die Griechen hervor. Sein bekanntestes Duell bestritt er gegen Hektor, den stärksten Krieger der Trojaner, in einem epischen Kampf, der am Ende in wechselseitigem Respekt endete. Nach Achilleus Tod stellte sich Aias erneut seiner Verantwortung, als er den Leichnam seines gefallenen Freundes inmitten der Kämpfe sicher zurück in die Reihen der Griechen brachte.

Doch auf die militärische Glorie folgte der Schmach: In einem Wettstreit um die Rüstung des Achilleus unterlag er seinem Rivalen Odysseus, der ihn durch seine Beredsamkeit ausstach. Diese Niederlage und die daraus resultierenden Schande trieben Aias in den Wahnsinn. In einem Anfall göttlich verhängten Wahnsinns stürzte er sich auf eine Schafherde, die er für seine Feinde hielt, bevor er schließlich aus Scham und Verzweiflung den Freitod wählte. Sein Halbbruder Teukros sorgte für ein ehrenvolles Begräbnis und stellte sicher, dass sein Name nicht in Vergessenheit geriet.

Aias Fall und seine letzten Stunden inspirieren seit Jahrhunderten Literaten und Künstler. Bereits Sophokles widmete ihm mit der Tragödie Aias ein viel beachtetes Werk, in dem er die Themen von Wahn und göttlicher Einmischung eindrucksvoll umsetzte. Auch spätere wie Schriftsteller Friedrich Hölderlin, der sich in seiner Poesie immer wieder auf Aias bezog, empfanden in ihm ein Vorbild und zugleich eine Mahnung. Aias verkörpert den einsamen Helden, dessen Mut und physische Kraft von den Göttern gleichermaßen bewundert wie gedämpft wurden. Hölderlin, der sich in seiner eigenen poetischen und persönlichen Krise mit Aias identifizierte, beschreibt diese Nähe etwa in seinem Gedicht Mnemosyne und stellt sich selbst als ein Dichter dar, der aus eigener Kraft, ohne göttlichen Schutz, Größe anstrebt.

Moderne Bearbeitungen des Aias-Mythos sind seltener, doch auch die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek befasste sich in ihrer Montage mit dem Stoff und zeigt, wie Aias‘ tragischer Stolz und die ihm widerfahrene Ungerechtigkeit auch heute noch nachwirken.

Aias ist nicht nur ein herausragender Kämpfer und Anführer, sondern auch eine komplexe, widersprüchliche Figur. Er verkörpert die archaische Vorstellung von Ehre und Schande und illustriert die dunkle Seite der Heldenhaftigkeit: In der griechischen Mythologie gelten Übermut und Zorn (Hybris) als Sünden, die göttliches Eingreifen provozieren. Diese Botschaft ist in Aias Leben und Tod allgegenwärtig. (sd)

Foto: Hellas-Bote

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