Sicher in der Sommersaison: Technikcheck für E-Bikes

Grundreinigung und Technikcheck gewährleisten Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Pedelecs. Fokus auf Bremsen, Reifen, Lichtanlage und Akkusicherheit. Batterie vor Überhitzung schützen. TÜV-Verband gibt Hinweise für sicheres Laden.

Magazin – Sommerzeit ist E-Bike-Zeit: Laut der aktuellen TÜV Mobility Studie besitzt bereits jede:r fünfte Bundesbürger:in ein Fahrrad mit Elektroantrieb (20 Prozent). Bei regelmäßiger Nutzung oder vor längeren Touren ist ein gründlicher Technikcheck zu empfehlen, um sicher und pannenfrei unterwegs zu sein. „Insbesondere E-Bike-Fahrer:innen sollten die Sicherheit ihres Zweirads nicht dem Zufall überlassen“, sagt Frank Schneider, Referent für Fahrzeugtechnik beim TÜV-Verband. „Die weit verbreiteten Pedelecs fahren bis zu 25 km/h schnell. Umso wichtiger ist es, dass Bremsen, Rahmen und Reifen der hohen Geschwindigkeit standhalten.“ Besondere Aufmerksamkeit verlangt die Batterie. „Die regelmäßige Überprüfung der Batterie sowie ein bewusster Umgang mit dem Ladeprozess sind entscheidend, um das Risiko von Kurzschlüssen und Bränden zu minimieren“, sagt Schneider. Der TÜV-Verband gibt Hinweise für den Technikcheck und den richtigen Umgang mit der Batterie.

Bevor der eigentliche Technikcheck beginnt, sollte das E-Bike mit warmem Wasser und mildem Reinigungsmittel gesäubert werden. Eine gründliche Reinigung schützt vor Lackschäden, Korrosion und Verschleiß. Außerdem fallen dabei Rostansätze, Mängel und Schwachstellen ins Auge. „Ein dreckiges Fahrrad rostet schneller“, sagt Schneider. „Während der Sommersaison sollte der verbliebene Winterdreck entfernt werden.“ Wichtig ist, dass das gesamte Fahrrad gereinigt wird: Rahmen, Bremsen und Antriebskomponenten, aber auch die Reifen und die Felgenränder sollten von Verschmutzungen befreit werden, um die Effizienz der Bremsbeläge zu erhalten. Die Akkupflege erfordert Vorsicht. Nur die Außenflächen sollten nebelfeucht gereinigt werden und an den Steckverbindungen sollte Wasserkontakt grundsätzlich vermieden werden, um Kurzschlüsse zu vermeiden.

Wichtigstes Sicherheitsfeature: die Bremsen

Bei E-Bikes sind die Bremsen das wichtigste Sicherheitsfeature. Scheibenbremsen bieten Vorteile, da sie eine konstante Bremsleistung liefern und auch bei Nässe zuverlässig greifen. „Bremsen sind essentiell, um die höheren Geschwindigkeiten und das zusätzliche Gewicht von E-Bikes sicher zu managen“, sagt Schneider. „Gleichzeitig beanspruchen die höheren Geschwindigkeiten und das größere Gewicht von E-Bikes die Bremsbeläge stärker.“ Abgenutzte Beläge oder beschädigte Scheiben sind ein Sicherheitsrisiko, daher sollte ein regelmäßiger Blick auf den Zustand der Bremsbeläge und Scheiben selbstverständlich sein. Bei Felgenbremsen ist der Verschleiß mit dem eigenen Auge leicht erkennbar, während Scheibenbremsen etwa nach 1.000 Kilometern in einer Fachwerkstatt kontrolliert werden sollten.

Reifen überprüfen für besseren Grip und Laufleistung

Vor jeder längeren Fahrt sollten die Reifen geprüft werden. Die Profiltiefe sollte ausreichend sein, um eine gute Bodenhaftung zu gewährleisten. Abgefahrene Reifen haben einen schlechteren „Grip“, besonders bei nassen oder rutschigen Bedingungen erhöht sich die Sturzgefahr. „Gut aufgepumpte Reifen verbessern nicht nur die Reichweite des E-Bikes, sondern auch die Bodenhaftung und die Kontrolle über das Fahrrad“, sagt Schneider. Der optimale Reifendruck hängt von der Größe und Breite des Reifens ab. Der Richtwert für elektrische City- und Trekkingräder liegt bei 4 bis 5 Bar, für Rennräder bei 6 bis 8 Bar und für E-Mountainbikes bei 2 bis 3 bar. Wenn es sehr heiß ist, sollte der Reifendruck geringfügig reduziert werden. Bei hohen Temperaturen dehnt sich die Luft in den Reifen aus, wodurch der Reifendruck steigt. Dies kann dazu führen, dass der Reifendruck über das empfohlene Maß hinaus ansteigt und das Risiko eines Reifenschadens steigt. Ein geringfügig niedrigerer Ausgangsdruck hilft, diesen Effekt auszugleichen.

Schaltung kontrollieren notwendig

Die Schaltung eines E-Bikes spielt eine wesentliche Rolle bei der Kraftübertragung vom Motor auf die Räder. „Probleme mit der Schaltung können Fahrer irritieren und zu gefährlichen Situationen führen“, sagt Schneider. „Kettenschaltungen benötigen regelmäßige Reinigung und Schmierung, um reibungslos zu funktionieren.“ Nach der Reinigung der Kette sollte diese geölt und durch die verschiedenen Gänge geschaltet werden, um eine optimale Verteilung des Öls zu gewährleisten. Nabenschaltungen sind wartungsärmer, aber auch hier ist eine Überprüfung samt Ölwechsel alle zwei Jahre ratsam. Bei Riemenantrieben reicht es meist, regelmäßig den Schmutz zu entfernen, um eine störungsfreie Funktion zu gewährleisten.

Lichtanlage – auch im Sommer muss sie funktionieren

Damit die Radtour bis in die Abendstunden dauern kann, muss die Lichtanlage reibungslos funktionieren. „LED-Lichter sind an neuen Fahrrädern mittlerweile Standard, weil sie eine hohe Langlebigkeit und Energieeffizienz bieten“, erklärt Schneider. Es lohnt sich, regelmäßig zu prüfen, ob alle Lichter klar und voll funktionsfähig sind. Front- und Rücklichter sollten hell genug sein, um den Weg ausreichend zu beleuchten und gut gesehen zu werden. „Eine moderne Fahrradbeleuchtung ist sehr leistungsstark. Wie beim Auto sollte deshalb bei Fahrrädern auf die richtige Einstellung der Scheinwerfer geachtet werden, damit andere Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden“, sagt Schneider.

Batterie-Check: Brandrisiko und Prävention

Die Batterie ist das Herzstück jedes E-Bikes. Im Hochsommer können hohe Temperaturen sowohl die Sicherheit als auch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. „Hohe Temperaturen belasten die chemischen Komponenten der Batterie, was zu Leistungsverlust und beschleunigter Alterung führt“, sagt Schneider. „Außerdem erhöht Hitze die Wahrscheinlichkeit einer Fehlfunktion.“ Ein zentrales Risiko ist die Überhitzung der Batterie. Überhitzte Batterien können sich entzünden oder explodieren, was zu einer ernsten Gefahr für Mensch und Umwelt werden kann. Um das Risiko von Fehlfunktionen und Bränden zu minimieren, sollten E-Bikes bei großer Hitze nicht überbeansprucht und nach Möglichkeit im Schatten abgestellt werden. Der Akku sollte regelmäßig durch anfassen auf seine Temperatur überprüft und bei Bedarf abgekühlt werden, um Überhitzung zu vermeiden. Es ist außerdem ratsam, die Batterie nicht komplett leerzufahren und auch nicht voll zu laden. Schneider: „Im Idealfall liegt der Ladezustand einer Pedelec-Batterie zwischen 70 und 80 Prozent.“

Akkusicherheit: TÜV-Tipps für sicheres Aufladen

Die meisten Brände im Zusammenhang mit E-Bikes treten beim Laden der Batterien auf. Um das Brandrisiko zu minimieren, sollte immer das vom Hersteller mitgelieferte Ladegerät verwendet und die Anweisungen des Herstellers befolgt werden. „Batterien sollten erst abkühlen, bevor sie erneut aufgeladen werden, da ein überhitzter Akku langsamer und weniger effizient lädt, was die Nutzungsdauer zwischen den Ladevorgängen verringert“, sagt Schneider. Der TÜV-Experte empfiehlt zudem, Batterien auf harten, ebenen Oberflächen zu laden, die Wärme ableiten können, und sicherzustellen, dass keine brennbaren Materialien in der Nähe sind. Idealerweise sollte der Akku bei Temperaturen zwischen 10 und 30 Grad gelagert werden. „Batterien sollten stets sauber und trocken aufbewahrt werden, um Korrosion und andere Schäden zu vermeiden“, erklärt Schneider. Auch wenn das E-Bike längere Zeit nicht genutzt wird, sollte die Batterie regelmäßig geladen werden, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Folgende Sicherheitshinweise sollten Besitzer:innen von Pedelecs beachten:

  1. Immer das vom Hersteller zugelassene Ladegerät verwenden und die Hinweise des Herstellers beachten.
  2. Batterie vor dem Aufladen abkühlen lassen.
  3. Batterie auf harten, ebenen Oberflächen legen, die Wärme ableiten können.
  4. Batterie nicht unbeaufsichtigt oder über Nacht laden.
  5. Brennbare Materialien aus der näheren Umgebung entfernen.
  6. Batterie nicht in Fluchtwegen oder Ausgängen laden.
  7. Beim Laden zu Hause Rauchmelder oder Thermomelder installieren.
  8. Batterie nach Abschluss des Ladevorgangs vom Ladegerät trennen.

Sollte wider Erwarten der Akku kaputtgehen und/oder keine ausreichende Kapazität mehr haben, so ist bei der Beschaffung von Ersatzakkus darauf zu achten, dass man entweder die Herstellerbatterie im Fachhandel erwirbt oder einen Ersatzakku verwendet, der eine entsprechende Herstellerfreigabe besitzen. Vom Erwerb nicht geprüfter/zertifizierter Billig-Akkus von asiatischen Handelsplattformen sollte Abstand genommen werden. Alte Lithium-Ionen-Akkus dabei unbedingt fachgerecht und nicht über den Hausmüll entsorgen.

Methodik-Hinweis: Grundlage der Studienergebnisse ist eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 2.500 Personen ab 16 Jahren. Die Umfrage wurde zwischen 14.03.2024 und 03.04.2024 durchgeführt. Die Fragen und Antwortoptionen sind im Wortlaut im Studienbericht einsehbar. (opm)