Ostern – Das Fest aller Feste

In diesen Tagen wünschen sich Griechen „Kalí anástasi“ und „Christós anésti“, denn Páscha, das Fest aller Feste steht bevor. Das Osterfest ist das höchste Fest der griechisch-orthodoxen Kirche und reich an gelebten und liebevoll gepflegten Traditionen.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Aktuell/Kommentar – Seit Tagen stehe ich nun schon mit meiner Mutter gerne in der Küche, schließlich hat sich die ganze Familie zum Osterfest angemeldet. Gemeinsam feiern wir die Wiedergeburt Jesu Christus im biblischen Sinne und der Natur im Rahmen des volkstümlichen Glaubens. Ostern (Πάσχα) ist das Fest aller Feste, unterstreicht auch meine Großmutter immer wieder, schließlich ist es DAS Hochfest im griechisch-orthodoxen Kirchenjahr.

Foto: Hellas-Bote

Gefeiert wird Ostern am ersten Sonntag nach dem Vollmond der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche und so verschiebt sich das Osterfest in jedem Jahr. Bereits am Kardienstag haben die Vorbereitungen für die Auferstehungsfeier begonnen und der Tsourekia (Hefe-Zopf) wurde vorbereitet. Am Donnerstag folgte der Brauch roter Eier, die die Wiedergeburt und das Blut Christus verkörpern.


Es ist weit mehr als Tradition, dass in der Karwoche in Griechenland Eier rot gefärbt werden. Das Rot symbolisiert das Blut Jesus bei der Kreuzigung und seine Auferstehung.

Weiterlesen: https://hellas-bote.de/rote-eier-dominieren-den-griechischen-gruendonnerstag


Am Karfreitag (Μεγάλη Παρασκευή), dem heiligsten Tag der Karwoche, wurden in ganz Griechenland Christus-Figuren vom Kreuz genommen, um seiner Beerdigung zu gedenken. Ganz traditionell legte meine Mutter an diesem Trauertag die Hausarbeit nieder und half in der Kirche den Epitaph (den Sarg Christi) mit Blumen zu schmücken, bevor am Abend die Epitaphios-Prozession durch unser Dorf zog. Ein beeindruckender Moment voller tiefer Emotionen. Gefühle von wunderbarer Kindheit, Glauben, Vergänglichkeit, Vergebung, welche auch noch am Samstag unsere Familie begleiteten, als meine Mutter die Maghiritsa vorbereitete – eine Suppe, mit der heute am Ostersonntag (Κυριακή του Πάσχα) das Fasten gebrochen wird.

Foto: Hellas-Bote

Es war eine lange Nacht, als kurz vor Mitternacht die Glocken zur Andacht riefen. Die weißen Kerzen erstrahlten mit dem „Heiligen Licht“ und dem tiefen Glauben „Christós anésti“ (Christus ist auferstanden). Drei Mal zeichnete meine Großmutter das Kreuzzeichen mit ihrer brennenden Kerze am oberen Türpfosten der Eingangstür. Ein Brauch, der Glück für das nächste Jahr verheißen soll.

„Christós anésti“ lachte sie und hielt mir ihr rotes Ei für den Eiertipp entgegen. „Alithós anésti“ (Wahrlich, er ist auferstanden) war meine Antwort, doch mein Ei wird in diesem Jahr nicht gewinnen, die Schale zerbrach splitternd. Das Ei ist mein Frühstück, während im Garten das Lamm bereits über dem Feuer dreht. Es wird ein fantastischer Tag mit unserer Familie mit einer festlichen Atmosphäre, die man nicht in Worte fassen kann. Frohe Ostern! (mv)

Foto: Hellas-Bote

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