In Griechenland ist der spargelartige Affodill nicht nur besonders stark verbreitet, er fand schon in der Antike seine Bedeutung als Verbindung zum Totenreich. In der griechischen Mythologie, genauer in der Odysee, herrschte Achilleus nach seinem Tod als Totengott für die Asphodeliengrund. Durch diese Legende erhielt der Weiße Affodill übrigens auch seine Berühmtheit in den Harry Potter-Büchern.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Natur & Umwelt – Fangen wir in der modernen Literatur an, denn der Affodill ist in der Kinder- und Jugendbuchreihe Harry Potter zu finden. Dort baute die Pflanze die englische Schriftstellerin Joanne K. Rowling in ihren Trank der lebenden Toten ein. Bestehend aus vier Zutaten soll das Gemisch so stark als Schlaftrunk wirken, dass den Schlafenden niemand wecken kann. Doch woher stammt diese literarische Idee? Ihren Ursprung findet sie in der griechischen Mythologie, wobei auch heute noch der Weiße Affodill auf Gräber gepflanzt wird, symbolisiert er doch den Tod und die Trauer.
Zurückzuführen ist das auf den fast unverwundbaren griechischen Helden Achilleus. Der Sohn des Peleus, des Königs von Phthia in Thessalien, und der Meernymphe Thetis wurde nach seiner Geburt in den Unterweltfluss Styx getaucht, wodurch er fast unverwundbar wurde. Nur fast, weil seine Mutter ihn an der Ferse festhielt, die nicht vom Wasser des Flusses benetzt wurde. Aufgrund dieser verwundbare Stelle starb er dann auch durch einen Pfeil, der seine Ferse traf.
Verfolgt man die Odyssee, so war die Unterwelt dreigeteilt. Neben der Insel der Seligen (Elysion) und dem Martyrium des Tartaros gab es zudem den Asphodeliengrund (Asphodeloswiese). Hier herrschte Achilleus nach seinem Tod als Totengott über die „unvollkommenen Seelen“, die weder gut noch schlecht waren und sich als Schatten nach langer Zeit verflüchtigten. Auf diesem Grund wuchs der Weiße Affodill als mystische Blume.
Weißer Affodill (Asphodelus albus)
Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Ohne Rang: Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Affodillgewächse (Asphodelaceae)
Unterfamilie: Asphodeloideae
Wissenschaftlicher Name: Asphodelus
Mal abgesehen von seiner Bedeutung in der griechischen Mythologie ist der Weiße Affodill allerdings leicht giftig, weshalb von einer innerlichen Anwendung eher abzuraten ist. Selbst Weidetiere machen einen Bogen um die Pflanze. Genutzt wird er in der Volksmedizin als mediterrane Heil- und Nutzpflanze. So soll der getrocknete Wurzelstock bei Haut- und Augenerkrankungen oder Entzündungen helfen sowie krampflindernd wirken (als Umschläge). In Frankreich und Bosnien-Herzegowina diente die getrocknete und vermahlene Knolle aufgrund der Stärke als Mehlersatz in Notzeiten, in Griechenland wurde sie gekocht und geröstet (unter anderem als Heilmittel gegen Verdauungsstörungen und Magengeschwüre) … und in Mittel- und Süditalien werden die jungen Triebe auch als Spargelgemüse gekocht. Die getrockneten Wurzeln werden zudem gegen Wassereinlagerungen eingesetzt. Ebenfalls im industriellen Bereich ist der Affodill zu finden, dessen Wirkstoffe bei der Herstellung von Klebstoff und zur Gewinnung von Alkohol eingesetzt werden.
Das spargelartige Gewächs aus der Familie der Affodillgewächse (Asphodelaceae) ist im gesamten Mittelmeergebiet beheimatet und auch in Indien zu finden. Fast 20 Arten gibt es und der Weiße Affodill kann über einen Meter groß werden. Die kalten Monate verbringt er in seiner Knolle unterirdisch, sobald die Sonne stark genug ist, breitet er sich auf ganzen Wiesen aus. Von Mai bis Juli öffnen sich die dichten Blütentrauben, die bis zu 50 cm lang werden können. (pv)