Der Martaki-Brauch reicht bis in die griechische Antike zurück

Nicht nur in einigen Gegenden Griechenlands, sondern auch in Rumänien und Bulgarien werden am letzten Februartag rot-weiße Armbänder geflochten. Die griechische Tradition reicht bis in die Antike und zu der engen Verbindung zwischen der Zeus-Tochter Persephone und ihrer Mutter Demeter zurück.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Kultur – Wenn im März rot-weiße geflochtene oder gedrehte Armbänder getragen werden, dann wird ein sehr alter Brauch in Griechenland sichtbar. Das weiße Garn symbolisiert nämlich die Reinheit, während rot für das Leben steht. Gemeinsam zeigen sie eine ganz besondere Verbundenheit zwischen den Menschen und der Freundschaft, die schon in der Antike so gepflegt wurde. Übrigens soll es zudem vor „dem bösen Blick“ und die Gesichter der Kinder vor der ersten Frühlingssonne schützen, um sich nicht zu verbrennen. Anhänger der eleusinischen Mysterien banden während ihrer Rituale einen roten Faden, Kroki genannt, an ihren rechten Arm und ihren linken Fuß. Das Ritual reicht bis zur griechischen Fruchtbarkeitsgöttin und Zeus-Tochter Persephone und der Muttergöttin Demeter zurück. Auch diese waren fest miteinander verbunden und wenn man die Mythologie zu Rate zieht wird schnell klar, warum die Armbänder im März eine so große Bedeutung haben.

Es war nämlich so, dass Hades, der Herrscher der Unterwelt, sich eine Frau wünschte. Seine Wahl fiel auf die Fruchtbarkeitsgöttin Persephone und als sie auf einer Wiese Narzissen pflückte entführte Hades sie kurzerhand in die Unterwelt. Muttergöttin Demeter suchte nicht nur verzweifelt nach ihrer Tochter, sie trauerte so sehr, dass sie den Pflanzen verbot zu wachsen, Bäume durften keine Früchte mehr tragen und Tiere sich nicht vermehren. Als die Vorratslager auf der Erde zur Neige gingen und die ersten Menschen starben, befahl Göttervater Zeus seinem Sohn und Götterboten Hermes Hades zu zwingen Persephone frei zu lassen.

Keine einfache Aufgabe, denn Persephone hatte in der Unterwelt von einem Granatapfel gegessen und das Gesetz der Unterwelt zwang sie dadurch bei Hades zu bleiben. Da sie aber nur vier Kerne der vorhandenen zwölf verzehrt hatte, entschied Hermes, dass Persephone vier Monate in jedem Jahr als Königin der Unterwelt über die Toten herrschen musste. In der restlichen Zeit durfte sie zurück zu ihrer Mutter, die die Natur wieder sprießen ließ.

Das übrigens passierte natürlich im März und kommen wir zurück zum jährlichen Brauch der Märzarmbänder (Βραχιολάκι του Μάρτη), denn schließlich wird in diesem Monat auch der Frühlingsbeginn gefeiert. Das „Marti-Armband“ oder „Martaki“ wird vom 1. bis zum letzten Tag des Monats am linken Handgelenk oder am linken Knöchel (links ist dabei wichtig, denn es ist schließlich die Seite des Herzens) getragen. Am 31. März wird das Martaki dann abgenommen und an einen blühenden Baum gebunden, damit dieser viele Früchte bilden und als Vorbote für eine gute Ernte dienen kann.

Nicht nur in einigen Gegenden Griechenlands, sondern auch in Rumänien und Bulgarien werden am letzten Februartag rot-weiße Armbänder geflochten. Die griechische Tradition reicht bis in die Antike und zu der engen Verbindung zwischen der Zeus-Tochter Persephone und ihrer Mutter Demeter zurück. Foto: Hellas-Bote

Ähnliche Traditionen gibt es in Bulgarien, wo am 1. März Marteniza (roter und weißer Schmuck) an die Kleidung geheftet wird, oder rote Tücher vor die Haustüren gelegt werden. Dieser Brauch stammt aus der Zeit vor dem 7. Jahrhundert nach Christus und so werden heute noch vor allen Dingen in der ersten Märzwoche Quasten, Püppchen, Armbänder oder Anhänger aus roten und weißen Baumwollfäden nicht nur getragen, sondern auch verschenkt oder an Freunde verschickt. Es sind kleine Talismane für ein langes Leben und Gesundheit – rot für rote Wangen und weiß für ein hohes Alter. Auch in Bulgarien wird der Schmuck auf der linken Körperhälfte so lange getragen, bis man ein Frühlingszeichen sieht. Das kann eine Schwalbe oder ein Storch sein und spätestens am 1. April wird der Schmuck abgenommen. Auch in Bulgarien wird der Schmuck dann an einen Baum gehangen oder unter einen Stein mit einem Herzenswunsch gelegt.

In Rumänien und der Republik Moldau ist dieser Brauch als Märzchen (Mărțișor) bekannt. Am 1. März wird eine rot-weiße Schnur meist mit einem Anhänger an der Kleidung befestigt und dann ein bis zwei Wochen getragen. Das Märzchen steht für den Frühling und auch wenn die Ursprünge dieser Tradition nicht belegt werden können, so geht man doch davon aus, dass sie bis in die vorchristliche Zeit zu den Thrakern zurückreicht. Zunächst beschenkten Frauen die Männer mit einem Armband, welches den Schnee und die Sonne zum Beginn der Feldarbeit symbolisierte, heute bekommen Frauen das Märzchen als Aufmerksamkeit. Diese tragen es dann solange, bis sie einen blühenden Baum sehen, den sie mit dem Armband und einem Wunsch beschenken können. (mv)