Ein schattiger Olivenhain am Rande des Klosters. Der Wind bewegt leise die Blätter. Pater Konstantinos trägt Sandalen, einen Strohhut – und ein Lächeln, das irgendwo zwischen Himmel und Erde zu Hause ist.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Götter & Gelehrte – Pater Konstantinos, viele Menschen kämpfen mit Zweifel – an sich, am Leben, manchmal auch an Gott. Was sagen Sie dazu?
Pater Konstantinos: Zweifel sind keine Sünde. Sie sind wie das Flackern einer Kerze – Zeichen, dass da überhaupt noch Licht ist.
Ich vertraue Menschen mit Zweifeln oft mehr als denen mit zu viel Sicherheit. Wer zweifelt, ringt. Und wer ringt, ist unterwegs. Glaube ist kein Besitz, den man hat – sondern ein Weg, den man geht. Manchmal mit offenen Fragen. Manchmal mit leeren Händen. Aber immer mit einem offenen Herzen.
Und wenn der Glaube sich völlig verloren anfühlt?
Pater Konstantinos: Dann ist es gut, nicht alles alleine tragen zu wollen.
Ich hatte auch Zeiten, in denen ich nicht mehr beten konnte. Da hat mich das Gebet anderer getragen. Manchmal reicht es, einfach dazusitzen und zu sagen: „Herr, ich kann gerade nicht. Aber ich bin hier.“ Das reicht. Für Gott reicht das. Er kommt auch in unsere Sprachlosigkeit. Und bleibt.
Sie sprechen oft von „heiligem Alltag“. Was meinen Sie damit?
Pater Konstantinos (lächelt wissend): Ach, wir suchen Gott oft im Außergewöhnlichen – aber er wohnt im Alltäglichen.
Im Geschirrspülen. Im Warten an der Ampel. Im ersten Lächeln am Morgen.
Der Alltag ist der Tempel Gottes.
Heilig ist nicht das, was glänzt – heilig ist das, was mit Liebe getan wird.
Viele Menschen fühlen sich ungenügend. Zu wenig dies, zu viel das. Was würden Sie ihnen sagen?
Pater Konstantinos: Ich würde sagen: Gott ist kein Perfektionist.
Er hat dich erschaffen, nicht optimiert.
Er liebt dich nicht, weil du alles im Griff hast – sondern weil du Sein Kind bist.
Wenn du fällst, trägt er dich nicht weniger.
Manchmal liebt er dich im Fall sogar noch zärtlicher.
Wie behalten Sie Hoffnung in einer Welt, die manchmal so verwundet wirkt?
Pater Konstantinos (blickt in die Ferne): Ich sehe das Kleine. Eine Blume, die durch den Asphalt wächst. Ein Kind, das seine Großmutter anlächelt.
Und ich glaube an die Langsamkeit Gottes.
Er ist nicht laut. Aber er wirkt.
In jedem Trost, in jedem Mitgefühl, in jedem Akt der Güte ist er da.
Das ist meine Hoffnung. Und mein Trost.
Ein letztes Wort, Pater Konstantinos?
Pater Konstantinos (leise, aber fest): Vergiss nicht: Du bist geliebt. Auch heute. Auch jetzt. Auch so.

Pater Konstantinos wurde im Jahr 1968 in einem kleinen Dorf auf der griechischen Insel Naxos geboren. Schon früh lernte er, dass das Leben nicht immer einfach ist – aber, dass ein einfaches Leben voller Liebe, Glaube und Humor sehr kostbar sein kann.
Als Sohn eines Fischers und einer gläubigen Mutter wuchs er mit Geschichten über Heilige, Fischerweisheiten und dem Duft von frischem Brot auf. Schon als Kind liebte er die Stille in der kleinen Dorfkirche. Während andere Kinder Fußball spielten, saß Konstantinos oft auf der Mauer vor der Kapelle und hörte den Alten beim Philosophieren zu – über Gott, das Leben und den Wein.
Mit Anfang 20 verließ er seine Heimatinsel und trat in ein Kloster in Nordgriechenland ein. Dort lernte er das geistliche Leben in seiner Tiefe kennen – aber auch mit all seinen Widersprüchen. Nach seiner Priesterweihe wurde er als Seelsorger in verschiedene Gemeinden gesandt, unter anderem nach Athen, später nach Deutschland, wo er in einer multikulturellen Pfarrei wirkte.
Pater Konstantinos wurde bekannt für seine tiefgründigen, oft poetischen Segensworte. Mit einem Lächeln, das mehr sagt als viele Predigten, erreichte er Menschen aller Altersgruppen. In einer Welt, die oft laut und rastlos ist, war seine Botschaft schlicht: „Gott ist da. Mitten im Alltag. Auch zwischen Wäscheberg, Müdigkeit und leeren Händen.“
Er meidet große Bühnen, aber seine handgeschriebenen Segenszeilen auf alten Postkarten gingen viral. Heute lebt er wieder zurückgezogen in einem kleinen Kloster, schreibt, betet, gärtnert – und segnet. Täglich. Manche sagen, er sei ein moderner Wüstenvater mit Briki, Gaskocher und WLAN.
Seine Lieblingsworte:
„Gott hat Zeit. Und er hat dich nicht vergessen.“ (mv)