Am 25. November gedenkt die griechisch-orthodoxe Kirche einer der bekanntesten und beeindruckendsten Heiligen der Christenheit: Katharina von Alexandrien, auch bekannt als „die große Märtyrerin“.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Götter & Gelehrte – Ihr Name ist untrennbar mit Tugend, Bildung und Standhaftigkeit verbunden. Als Schutzpatronin der Gelehrten und Lehrer, der Philosophen und Handwerker sowie zahlreicher Berufe und Lebensbereiche verkörpert sie eine außergewöhnliche Verbindung von intellektuellem Streben und tiefem Glauben. Doch wer war diese Frau, deren Legende bis heute ungebrochen fasziniert?
Der Überlieferung nach lebte Katharina um das Jahr 300 in Alexandrien, einer der kulturellen und intellektuellen Hochburgen der Antike. Sie soll die Tochter eines heidnischen Königs gewesen sein, die sich jedoch schon in jungen Jahren Christus als geweihte Jungfrau verschrieben hatte. Ihre Schönheit und Klugheit zogen die Aufmerksamkeit überall auf sich, doch Katharina glaubte alle weltlichen Bindungen ab, um ihren Glauben zu leben.
Ihr Mut zeigte sich in einer Zeit, in der das Christentum heftig verfolgt wurde. Als Kaiser Maxentius (oder in späteren Varianten der Legende Maximinus Daia oder Maximian) Christen zur Abkehr von ihrem Glauben zwingen wollte, trat Katharina ihm öffentlich entgegen. In einem denkwürdigen Wortgefecht widerlegte sie die Argumente von 50 Gelehrten des Kaisers so überzeugend, dass diese sich zum Christentum bekehrten – eine Handlung, die ihnen das Leben kostet.
Ihr unbeugsamer Glaube machte Katharina zur Zielscheibe kaiserlicher Gewalt. Zwölf Tage lang wurde sie gegeißelt, hungernd eingekerkert und schließlich einem grausamen Folterwerkzeug, dem Rad, überantwortet. Doch der Legende nach zerbrach das Rad durch göttliches Eingreifen, und anstelle ihres Blutes floss Milch, als sie schließlich enthauptet wurde. Engel trugen ihre letzten zum Berg Sinai, wo später das berühmte Katharinenkloster entstand – ein bis heute heiliger Ort und Pilgerziel.
Katharina wird in der griechisch-orthodoxen Kirche als Megalomartys, „große Märtyrerin“, verehrt. Ihre Attribute – das Rad, die Krone, das Schwert und der Palmzweig – spiegeln ihre Rolle als Glaubensheldin und Schutzpatronin weiter. Ihr Gedenktag am 25. November (Namenstag von Katerina und Aikaterini) markiert eines der letzten großen Heiligenfeste vor dem Advent und ist zugleich ein Tag, an dem Bildung, Tugend und geistiger Reichtum gefeiert werden.
Sie gilt als Helferin bei Sprachschwierigkeiten und Leiden der Zunge, eine Fürsprecherin von Philosophen, Lehrenden und Studierenden. Auch Handwerker wie Näherinnen, Müller und Scherenschleifer suchen ihren Beistand. Katharina ist Patronin zahlreicher Städte, Kirchen und Bildungseinrichtungen – ein bleibendes Zeugnis ihrer Bedeutung über die Jahrhunderte hinweg.
Obwohl die historische Existenz Katharinas von der modernen Forschung in Zweifel gezogen wird, ist ihre Legende ungebrochen lebendig. Ihre Geschichte inspirierte Gläubige als Ausdruck von Mut, Gelehrsamkeit und tiefem Vertrauen in Gott. Sie erinnern daran, dass der Glaube nicht nur spirituelle Stärke verleiht, sondern auch zur Überwindung weltlicher Prüfungen beitragen kann. (jk)

