Euthymius von Melitene – Der Freudenbringer der Wüste

Ein Leben zwischen himmlischer Prophezeiung, asketischer Stärke und der Gründung des frühen Mönchtums.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou

Götter & Gelehrte – Im stillen Glanz der jüdischen Wüste, in der Abgeschiedenheit von Klöstern und Höhlen, erblühte das Leben eines Mannes, dessen Wirken die Fundamente des christlichen Mönchtums bis heute prägt. Euthymius von Melitene, auch Euthymius der Große genannt, ist eine der leuchtendsten Gestalten der griechisch-orthodoxen Tradition. Sein Name – abgeleitet vom griechischen Ευθύμιος und übersetzt als „Freudenbringer“ – deutet auf seine Berufung hin: die Verbreitung des göttlichen Lichts und der Freude im Glauben.

Euthymius wurde 377 in Melitene geboren, einer antiken Stadt in der heutigen Türkei. Schon seine Geburt galt als ein Wunder. Die Legende berichtet, dass seine Mutter Dionysia, zuvor kinderlos, durch eine Engelserscheinung die Geburt ihres Sohnes vorhergesagt bekam. Der Engel verkündete, mit dieser Art werde Frieden in die Kirche einkehren und der Aberglaube weichen. Diese übernatürliche Verheißung prägte nicht nur Euthymius‘ Leben, sondern verlieh ihm eine Aura prophetischer Größe.


Euthymius von Melitene, Euthymius der Große (* 377 in Melitene in der heutigen Türkei; † 20. Januar 473 bei Jerusalem), griechisch Ευθύμιος = Freudenbringer

20. Januar, Gedenken – Heiliger Euthymius der Große/Euthymius von Melitene
7. Mai – Überführung der Heiligen Reliquien

Namentag von Efthimia, Efthimios

Er gilt als einer der großen Väter des Mönchtums und wird in den Asketenzyklen der byzantinischen Kirchen verehrt. Meist erscheint er als greiser, kahlköpfiger Mann mit einem langen Bart. Ikonen und Kirchenmalereien zeigen ihn oft gemeinsam mit Antonius Abbas.


Nach dem Tod seines Vaters wurde der junge Euthymius von seiner Mutter in die Obhut des Bischofs Otreius von Melitene gegeben. Unter seiner Führung entwickelte er sich zu einem glühenden Diener Gottes. Früher wurde er Lektor, später Priester, und schließlich beaufsichtigte er den Klöster seiner Heimatstadt. Doch die innere Stimme rief ihn zu einem Leben in noch größerer Nähe zu Gott.

Zwischen 406 und 411 zog Euthymius nach Jerusalem – ein symbolträchtiger Schritt, der sein Leben in neue Bahnen lenken sollte. Zunächst ließ er sich in der Einsiedelei des Theoktistos bei Pharan nieder. Dort begann er, sein Leben der starken Askese zu widmen und eine kleine Mönchsgemeinschaft zu bilden. Theoktistos übernahm die Leitung dieser Gemeinschaft, während Euthymius immer stärker das Ideal des Einsiedlerlebens suchte.

Um 415 zog er in die entlegene Region von Marda, wo er eine sogenannte Laura gründete – eine Gemeinschaft von Einsiedlern, die getrennt voneinander lebten, aber durch Gebet und Gottesdienst miteinander verbunden waren. Bald entstand dort das Kloster, das seinen Namen tragen sollte. Hier lernte er Sabas, einen weiteren bedeutenden Vertreter des frühen Mönchtums, kennen und formte ihn zu einem seiner wichtigsten Schüler.

Euthymius Einfluss beschränkte sich nicht nur auf die Klostermauern. Seine Vita erzählt von zahlreichen Wundern, die seine spirituelle Autorität untermauerten. Er heilte Kranke, stillte Hunger mit wenigen Brotlaiben und wurde während der Messe von göttlichem Licht umstrahlt. Besonders eindrucksvoll war sein missionarischer Erfolg unter nomadischen Arabern. So bekehrte er den Scheich Peter Aspebet (auch bekannt als Butrus Aspebetos) und taufte ihn samt seinem Stamm. Diese Bekehrung führte 425 zur Gründung des Bistums Parembolai, das eine Brücke zwischen den arabischen Gemeinschaften und der christlichen Kirche schlug.

In einer Ära theologischer und politischer Konflikte erwies sich Euthymius als weiser Vermittler. Während der Mönchsrevolte von 451 bis 453, die die Absetzung des Bischofs Juvenal von Jerusalem zur Folge hatte, blieb er neutral. Seine bedachte Haltung sorgt dafür, dass viele seiner Schüler später einflussreiche Positionen in der Kirche einnahmen. Gleichzeitig gründeten diese Schüler zahlreiche Klöster im Umland Jerusalems, was das spirituelle Erbe Euthymius weiter festigte.

Am 20. Januar 473 entschlief Euthymius friedlich in der Nähe Jerusalems. Seine Beisetzung war königliche, ein Zeichen seiner Verehrung und seines Einflusses. Bis heute wird sein Fest am 20. Januar in der gesamten Ostkirche gefeiert. In der Ikonographie wird er meist als Greiser Asket mit langem, bis über die Hüfte reichendem Bart dargestellt – ein Symbol seiner Weisheit und Heiligkeit. Häufig erscheint er an der Seite von Antonius Abbas, einem weiteren Vater des Mönchtums. (sd)

Foto: Hellas-Bote

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