In einem abgelegenen Waldgebiet Nordgriechenlands ist es zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen: Ein Wanderer kam nach einem Angriff durch einen Braunbären ums Leben. Die genauen Umstände des Geschehens werden derzeit von den Behörden untersucht.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Aktuell – Das Unglück ereignete sich am späten Montagnachmittag im Fraktos-Wald nahe Paranesti in der Region Ostmakedonien und Thrakien. Zwei Männer waren dort unterwegs, offenbar auf dem Weg zu einer schwer zugänglichen Absturzstelle eines historischen Militärflugzeugs, das vor Jahrzehnten in einer abgelegenen Schlucht entdeckt wurde. Laut ersten Erkenntnissen wurden die Männer plötzlich von einem wilden Bären attackiert.
Während sich einer der beiden Wanderer mit Hilfe seines Hundes und eines Pfeffersprays in Sicherheit bringen konnte, stürzte sein Begleiter über eine steile Klippe in eine rund 800 Meter tiefe Schlucht. Der Verunglückte wurde später bewusstlos aufgefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Für ihn kam jedoch jede Hilfe zu spät – er wurde dort für tot erklärt. Die Rettungsmaßnahmen gestalteten sich extrem schwierig. Das Gelände ist nur zu Fuß zugänglich, und die Retter mussten sich stundenlang durch das unwegsame Gebiet kämpfen. Erst mithilfe eines Hubschraubers konnte schließlich eine Bergung ermöglicht werden.
Ein Überlebender des Vorfalls schilderte dem griechischen Fernsehsender ERT, wie sich die Tragödie abspielte: „Wir waren auf dem Rückweg, als mein Freund plötzlich einen Bären bemerkte. Im nächsten Moment stand das Tier direkt vor uns.“ Laut seiner Aussage war es der mutige Einsatz seines Hundes, der ihm die nötigen Sekunden verschaffte, um das Pfefferspray zu benutzen und den Angreifer zu vertreiben. Doch das Raubtier wandte sich dann dem zweiten Wanderer zu, der sich in der Nähe eines Steilhangs befand. „Der Bär stieß ihn mit voller Wucht – und er stürzte ab“, berichtete der Augenzeuge sichtlich erschüttert. Der Mann konnte sich schließlich durch einen Baum in Sicherheit bringen und alarmierte umgehend die Rettungskräfte.
Nach Angaben des freiwilligen Rettungsteams OFKATH war den beiden Bergsteigern die Gefahr des Geländes offenbar bewusst, dennoch wurde der Ausflug zu einem folgenschweren Abenteuer. Laut Christos Ramos, dem Leiter des Teams, waren sie in die Schlucht aufgebrochen, um das alte Wrack eines Kampfjets zu besichtigen. „Sie wurden offenbar überrascht und konnten nicht mehr angemessen reagieren“, so Ramos. Er wies zudem auf die enorme Herausforderung für die Rettungsteams hin: „Allein der Fußmarsch zum Unglücksort dauert über anderthalb Stunden – auf schmalen Pfaden mit starken Höhenunterschieden.“
In Griechenlands entlegenen Bergregionen nimmt die Bärenpopulation in den letzten Jahren wieder zu – eine erfreuliche Entwicklung für den Artenschutz, aber nicht ohne Risiko für den Menschen. Experten warnen vor zunehmenden Mensch-Tier-Konflikten, insbesondere in touristisch wenig erschlossenen Gebieten. Der tragische Zwischenfall wirft nun erneut Fragen nach Sicherheitsmaßnahmen für Wanderer und Bergsteiger auf. Naturschutzorganisationen fordern bessere Aufklärung über das Verhalten bei Bärenbegegnungen sowie den verantwortungsvollen Umgang mit wilden Tieren. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauern an. (pv)
