Teneriffa: Garachico – Meerwasserbecken, Zigarrendreher und eine bewegte Geschichte

Im Nordwesten der Kanareninsel Teneriffa lockt die Stadt Garachico nicht nur mit dem bekannten Meerwasserbecken, sondern ebenfalls mit handgerollten, kanarischen Zigarren.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen

Teneriffa/Spanien – Im Laufe der Zeit hat die kleine Stadt Villa y Puerto de Garachico mehr als eine Katastrophe überstanden, deren Ortskern mit einigen denkmalgeschützten Häusern verzaubert. Gegründet unmittelbar nach der Eroberung Teneriffas 1496 durch den Genueser Bankier Cristóbal de Ponte, wurde 1520 mit dem Bau der Hauptkirche Iglesia de Santa Ana begonnen, in einem später entstandenen Anbau befindet sich heute ein kleines Museum.
Im 16. und 17. entwickelte sich hier der wichtigste Hafen der Insel, 1575 entstand die bis heute bestehende Festung Castillo de San Miguel.

Foto: Hellas-Bote

Als 1645 eine gewaltige Sturmflut die Stadt traf, bei der rund achtzig Menschen getötet und vierzig Schiffe versenkt wurden, begann eine Reihe von Katastrophen, die die Stadt auf eine harte Probe stellten. 1966 kam es zu Unruhen, bei denen Einheimische gegen englische Kaufleute revoltierten, 1697 wurden über hundert Häuser durch eine Feuersbrunst zerstört. Am 5. Mai 1706 kam es zu einem Ausbruch des oberhalb des Ortes gelegenen Montana del Estrecho. Lavamassen verschütteten dabei den größten Teil des Hafens, verschont wurden die Kirche, das Kloster San Francisco und die ältesten Gebäude ebenso wie der Plaza Glorieta de San Francisco. Im Anschluss zogen viele Händler nach Puerto de la Cruz, wodurch die Stadt verarmte. Der neue Hafen ist seit 2012 in Betrieb.

Foto: Hellas-Bote

Sehenswert sind die Fußgängerzone sowie die Klosterkirche San Francisco mit ihrer Holzdecke im Mudéjarstil. In dem ursprünglichen Kloster sind heute das Rathaus und das Stadtmuseum untergebracht, welches nicht nur über den Weinhandel, sondern ebenfalls über den Sklavenhandel informiert.
Der Besuch des Meerwasserschwimmbeckens bietet sich an, möglich ist zudem ein Spaziergang durch die befestigten Lava-Klippen.
Interessant ist zudem der Casa Quinta Roja, die Kirche Santa Ana aus dem 18. Jahrhundert, nachdem der Vorgängerbau der Lava zum Opfer gefallen war, das ehemalige Stadttor „Parque de la historica Puerta de Tierra“ und der Wanderweg TF-32 der vorbei an Rathaus und Polizeistation den Berg hinaufführt.

Foto: Hellas-Bote

Hinzu kommt, dass Garachico zudem aus einem weiteren Grund gerne Ziel der Besucher ist, denn hier hat sich ein kubanischer Zigarrendreher niedergelassen, der weit über die Insel hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Bereits in der dritten Generation werden hier „Puro“ von Hand hergestellt, die auf Teneriffa gerne nach einem guten Essen geraucht werden. Die zurückgekehrten Auswanderer kamen aus Kuba oder Hispaniola um ihre Familien auf den Kanaren zu ernähren und brachten diese Gewohnheit mit auf die spanische Insel. In der Zigarrenwerkstatt werden nicht nur die Zigarren zum Kauf angeboten, hier lässt sich das Handwerk zudem bewundern, durch das die handgefertigten, kanarischen Zigarren entstehen (Tabacos Arturo, Avenida República de Venezuela, 5
38450 Garachico). (dt)