Spyridon von Trimythunt – Der einfache Hirte, der zum Wundertäter wurde

In der reichen Tradition der griechisch-orthodoxen Kirche gibt es nur wenige Heilige, die ein solches Maß an Verehrung erfahren wie Spyridon von Trimythunt.
Von HB-Redakteurin Maria Georgiou

Gedächtnis: 12. Dezember
Gedenktag des Wunders auf Korfu: 11. August

Götter & Gelehrte – Sein Leben war geprägt von Bescheidenheit, tiefem Glauben und einer außergewöhnlichen Gabe für Wunder. Obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammte, wurde er zu einem der einflussreichsten Bischöfe seiner Zeit und spielte eine entscheidende Rolle in der Verteidigung des christlichen Glaubens. Sein unversehrter Leib wird bis heute auf der Insel Korfu verehrt, wo man ihm zahlreiche wundersame Rettungen zuschreibt. Am 12. Dezember, seinem Gedenktag, erinnern sich orthodoxe Christen auf der ganzen Welt an sein heiliges Wirken.

Spyridon (auch Spyridon Thaumaturgos) wurde um das Jahr 270 n. Chr. in Askia auf Zypern geboren und wuchs als einfacher Schafhirte auf. Sein Leben war geprägt von harter Arbeit, aber auch von einer tiefen Frömmigkeit, die ihn von anderen unterschied. Schon in jungen Jahren zeigte er eine außergewöhnliche Güte und Großzügigkeit gegenüber seinen Mitmenschen. Er heiratete und führte ein einfaches Leben, doch nach dem frühen Tod seiner Frau entschied er sich, ganz Gott zu dienen. Aufgrund seiner Weisheit und Nächstenliebe wurde er zum Bischof von Trimythunt ernannt. Trotz seines hohen Amtes behielt er seine schlichte Lebensweise bei. Er lebte weiterhin in Armut, half den Bedürftigen und war stets ein Mann des Volkes.

Eine der bedeutendsten Episoden seines Lebens war seine Teilnahme am Ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr.. Damals tobte ein theologischer Streit um die Frage, ob Jesus Christus göttlich sei oder nicht. Die Anhänger des Arianismus bestritten seine Göttlichkeit, was zu großen Spannungen innerhalb der Kirche führte. Spyridon, ein Mann ohne akademische Bildung, überraschte die versammelten Gelehrten mit einer eindrucksvollen Demonstration. Er nahm einen Ziegelstein, betete – und vor den Augen aller stieg Feuer empor, Wasser tropfte herab und Erde blieb zurück. Damit verdeutlichte er das Mysterium der Dreifaltigkeit: Drei Elemente in einer Einheit, genau wie Vater, Sohn und Heiliger Geist untrennbar eins sind. Diese einfache, aber tiefsinnige Erklärung überzeugte viele Anwesende und trug zur Verteidigung des wahren Glaubens bei.

Während seines Lebens wirkte Spyridon zahlreiche Wunder, die ihn schon zu Lebzeiten berühmt machten. In einer Zeit großer Hungersnot bat ihn eine verzweifelte Menschenmenge um Hilfe. Er führte sie zu einem Getreidespeicher, der zuvor völlig leer gewesen war. Nach seinem Gebet war der Speicher plötzlich bis zum Rand gefüllt, und niemand musste mehr hungern. Ein anderes Mal brachte eine trauernde Mutter ihr verstorbenes Kind zu ihm. Spyridon betete über dem leblosen Körper – und das Kind kehrte ins Leben zurück. Besonders bekannt ist auch die Geschichte einer armen Witwe, die in finanzieller Not war. Spyridon fand eine Schlange, hob sie auf, betete – und die Schlange verwandelte sich in Gold, sodass die Frau ihre Schulden begleichen konnte. Nachdem das Geld nicht mehr gebraucht wurde, verwandelte er es wieder zurück in eine Schlange, um zu zeigen, dass materieller Reichtum vergänglich ist.

Nach seinem Tod um das Jahr 348 n. Chr. wurde Spyridon auf Zypern bestattet. Doch bald stellte man fest, dass sein Körper nicht verweste. Er blieb weich und unversehrt, und ein süßer Duft ging von ihm aus – ein Zeichen seiner Heiligkeit. Um seine sterblichen Überreste vor Invasoren zu schützen, wurden sie zunächst nach Konstantinopel gebracht und nach dem Fall der Stadt im Jahr 1453 nach Korfu überführt. Bis heute ruhen seine Reliquien in der dortigen Kirche, und es wird berichtet, dass sie immer noch Wunder bewirken.

Besonders auf Korfu verehrt man Spyridon als Schutzpatron der Insel. Die Einwohner glauben fest daran, dass er sie mehrmals vor Katastrophen bewahrt hat. Im Jahr 1716, als die Osmanen die Insel belagerten, schien die Lage aussichtslos. Doch plötzlich erschien eine mysteriöse Gestalt in bischöflicher Kleidung auf den Stadtmauern. Die Angreifer gerieten in Panik und flohen, was als wunderbares Eingreifen Spyridons gewertet wurde. Auch während einer Pestepidemie im Jahr 1630 beteten die Menschen zu ihm – und die Krankheit verschwand auf wundersame Weise.

Heute wird der 12. Dezember in vielen orthodoxen Ländern als hoher Feiertag begangen. Auf Korfu gibt es mehrere große Prozessionen im Jahr, bei denen sein silberner Schrein durch die Straßen getragen wird. Viele Menschen berichten, dass sie durch seine Fürsprache Heilung und Trost erfahren haben. Sein Name ist in Griechenland weit verbreitet – viele Männer heißen „Spyridon“ oder „Spiros“, in Ehrung des großen Heiligen. (mg)

Foto: Hellas-Bote

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